JUMA 4/2004, Dann kam die Polizei
JUMA 4/2004 Seite 26-27

  "... dann kam auch noch die Polizei!"
Das Freiburger SchülerFilmForum zeigt Filme von und für Jugendliche. Vorher suchen junge Filmemacher nach Ideen, Themen und Drehorten.

Der eine hatte beim Musik hören eine gute Idee für ein Drehbuch zum Thema Farben. Die anderen wollten immer schon mal einen Film gegen den Krieg machen. Zwei weitere Schüler planten eine komische und nachdenkliche Geschichte über Vorurteile. Alle Jungen haben etwas gemeinsam: Sie lieben Kino und sie lieben es, selbst Filme zu machen. Dass ihre Filme Erfolg haben, Preise bekommen und in Stadtkinos, Filmforen und auf Filmwettbewerben gezeigt werden, freut Maurice, Kristof, Robert und Georg, David und Raphael. Jedes Jahr haben sie neue Ideen und wollen noch besser werden. Das SchülerFilmForum in Freiburg ist die erste Bühne für ihre neuen Filme.

Szene aus dem Film "Wenn Rechte Schwarz sehen“ - eine gesellschaftskritische Parabel über Vorurteile und Rassenhass.
Freunde übernehmen Rollen

Maurice bastelt wenige Tage vor dem Filmforum an seinem neuesten Filmtrailer (1). Er muss am Comp
uter noch Szenen schneiden und Musik einspielen. Diesmal haben ihn die Musik des Hollywoodfilms "Gladiator“ und Modeaufnahmen von Bekannten auf eine besondere Idee gebracht: "Ich habe beschlossen, mal einen Kurzfilm zur Symbolik der Farben zu drehen.“ Maurice ging auf die Suche - nach Plätzen in der Umgebung, die zu seiner Vorstellung passten. Im Herbst nahm er schon einmal Laubbäume in den Farben Gelb und Orange auf. Zu Hause in der Garage drehte er vor einer selbst gebastelten Bluescreen mit einem Freund Bewegungsaufnahmen. Bei dieser Technik kann man den blauen Hintergrund hinterher durch einen anderen ersetzen. "Die eigentliche Story entwickelt sich bei mir oft beim Drehen“, erzählt Maurice. "Diesmal durchlebt ein Junge alle Assoziationen, die ihm bei bestimmten Farben einfallen. Zunächst sind die Farben Magie, dann wird es ein Abenteuer.“
Maurice hat sich überlegt, was Farben bedeuten: "Blau steht für Freiheit und den Himmel, Rot für Eifersucht, Gelb und Orange für Geborgenheit. Für das Filmforum mache ich einen Trailer, denn der eigentliche Film ist noch nicht ganz fertig.“ Mittlerweile hat Maurice viele Freunde, die in seinen Filmen immer wieder Rollen übernehmen. "Die sind richtig gut. Es macht ihnen Spaß. Ein Mädchen will sogar mal Schauspielerin werden. Ich werde sicherlich beruflich auch mal was mit Filmen mache“, meint Maurice. Sein Lieblingsregisseur ist übrigens Alfred Hitchcock. Seine Lieblingsfilme sind "Der Herr der Ringe“ und "Arsen und Spitzenhäubchen“.

Szene aus dem Film "Wombats - next 5 km", eine Komödie über einen Außenseiter und seinen einzigen Freund, einen Hund
Dschungel am Rhein

Ein ganz anderes Thema haben sich die Brüder Robert und Georg mit ihrem Freund Kristof ausgesucht: "Wir wollten etwas gegen die übliche Nachrichtendarstellung vom Krieg machen. Im Fernsehen sieht Krieg immer so aus, als wären nur Maschinen daran beteiligt. Krieg ist schrecklich - auch für die Soldaten“, sagt Georg. Im letzten Jahr suchten sie in der Umgebung Orte zum Drehen. "Für eine Filmhandlung im Dschungel mussten wir etwas ähnliches finden“, berichtet Robert. "Glücklicherweise gibt es in unserer Nähe den verwilderten Wald am Rhein.“ Schnell stellten die Filmemacher fest, dass umgestürzte Bäume, Efeuranken und Tümpel mit Regenwasser ein idealer Filmhintergrund waren. "Wir haben uns Armeekleidung, Filmblut und jede Menge Schminke besorgt“, erinnert sich Georg. "Dann haben wir ein paar Freunde angerufen und gefragt, ob sie mitmachen wollen. Da es Sommerferien waren, konnten alle kommen.“ In acht Tagen war ihr Film "im Kasten (2)“. Im Herbst haben sie dann am Computer die passende Musik zu den Szenen gesucht und die besten Einstellungen zusammengesetzt.
Robert, Georg und Kristof haben im letzten Jahr einen Gruselfilm beim SchülerFilmForum präsentiert. Für das nächste Jahr planen sie vielleicht eine Komödie oder eine Satire. "Dann gibt es mal keinen ernsten Film“, meint Georg. Selbstverständlich haben die drei Schüler aus Kenzingen auch Lieblingsfilme: "Miss Marple und Forest Gump sind klasse, selbstverständlich Der Herr der Ringe und wegen der technischen Effekte der erste Teil von Matrix“, zählt Robert auf.

Prügelei auf dem Marktplatz

Manchmal kommt bei einem Filmdreh plötzlich die Polizei. Das ist Raphael und David in Freiburg passiert. "Nach zwei eher lustigen Filmen in den letzten beiden Jahren wollten wir was Ernsthaftes machen“, erzählt David. "Ein Film gegen Fremdenhass, der komisch ist und nachdenklich macht.“ Also ließen sich die beiden Filmemacher ein besonderes Drehbuch einfallen. Ein Rechtsradikaler legt sich in die Sonne und wacht als Schwarzer wieder auf. Nun wird er von seinen Freunden nicht mehr erkannt und erlebt selbst alle Vorurteile gegenüber Menschen, die anders aussehen.
"In dem Film gibt es eine Prügelei. Dafür haben wir auf einem kleinen Marktplatz in Freiburg gedreht und das auch bei den Behörden gemeldet. Trotzdem haben Passanten die Polizei gerufen, die mit Hunden auftauchte“, erinnert sich Raphael. Die Schüler mussten erklären, dass alles nur ein Film und die Prügelei nicht echt ist. "Als Drehort hatten wir auch einen Badesee ausgesucht“, berichtet David. "Einige Badegäste wollten nicht mal für ein paar Minuten aus dem Bild gehen. Also haben wir den Dreh an die ganz andere Seite des Sees verlegen müssen. Das fanden wir doch ziemlich doof!“
Jutta Schütz

1 Filmtrailer - kurzer Werbefilm für einen Film
2 im Kasten - fertig gedreht

 

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