JUMA 4/2005, Gemeinsam geht es besser
JUMA 4/2005 Seiten 26-28

  Teamarbeit
Gemeinsam geht es besser!

In der Schule, bei der Arbeit und in der Freizeit macht Teamarbeit Sinn. JUMA zeigt an drei Beispielen, wie und warum sich deutsche Jugendliche mit diesem Thema beschäftigt haben.

Beim Paddeln kommt es darauf an, dass alle zusammenarbeiten. Nach kurzer Zeit klappt es schon ganz gut.
24 Mann in einem Boot

Roßbach an der Sieg, Mittwochvormittag, kurz nach zehn. Auf einer Wiese steht die 8. Klasse der Erich-Kästner Regionalschule aus Ransbach-Baumbach. 24 Jungen und Mädchen haben sich versammelt. Einige pumpen Luft in zwei lange Gummischläuche. Holz und Seile liegen bereit. Ein Floß entsteht. Damit wollen die Schüler die Sieg hinunterfahren. Schon bald beginnt unter ihnen eine Diskussion. Wie befestigt man was und wo? Schließlich soll die Konstruktion aus Seilen und Brettern auch stabil werden. Die Lehrer halten sich aus allem heraus.
Das ist Absicht. Die Übung soll die Klassengemeinschaft fördern. Aus einer bunt zusammengesetzten Klasse soll eine homogene (1) Gruppe entstehen. Das wünscht sich zumindest Mechthild Polster, die Klassenlehrerin. Sie hatte diese ungewöhnliche Klassenfahrt vorgeschlagen. Jetzt müssen die Jungen und Mädchen verschiedene sportliche Herausforderungen bewältigen. Dafür hat die Lehrerin die Schüler in kleine Gruppen aufgeteilt. Diese müssen zum Beispiel gemeinsam eine Seilbrücke überqueren. Oder die Teams treten zum "Hindernislauf‘ an, wie gestern im Wald. Jeweils sechs Leute mussten gemeinsam eine Strecke laufen. Dabei waren die Füße mit zwei Holzstangen verbunden. Nur wenn alle ihre Bewegungen abstimmten, kam das Team voran.
Der Sinn dieser Übungen ist immer derselbe. "Gemeinsam kann man besser Probleme lösen und Ziele erreichen. Das soll die Klasse lernen“, erklärt Dirk Langenfeld vom Lohmarer Institut für Weiterbildung (LIW).
Er organisiert solche Klassenfahrten. In den Teams treffen schüchterne auf selbstbewusste, vorsichtige auf draufgängerische (2) Typen. Jeder muss auf den anderen Rücksicht nehmen. "Vor allem die Starken: Sie müssen lernen, ihre Fähigkeiten mit den anderen abzustimmen und auf die Schwachen einzugehen“, sagt Lehrerin Polster. Erst dann kann jeder seine Fähigkeiten in die Gruppe einbringen.
Auch beim Paddeln ist das so. "Nur wenn wir die Paddel gleichzeitig ins Wasser stecken, bekommen wir richtig gut Schwung“, erklärt Dirk Langenfeld. Manchmal bleibt das Floß im flachen Wasser stehen. Das Team muss entscheiden, wer anschiebt. Falls einer nicht mehr paddeln kann, muss ihn jemand ersetzen. Nach zwei Stunden erreichen die Schüler glücklich und erschöpft das Ufer. Die anschließende Erfrischung haben sich alle an diesem Tag verdient.

Sich organisieren, ein Konzept erstellen, Geld beschaffen: Gemeinsam erreichten die Jugendlichen aus Bomlitz, dass eine Skateboardanlage nach ihren Wünschen entstand.
Zusammen etwas bewegen

Bomlitz bei Hannover, Mittwochnachmittag. Zwischen "Teppich-Domäne“ und "Netto-Markt“ sieht man ein paar Jungen auf Skateboards eine Rampe hinunterfahren. Die Rampe gehört zu einer Skateboardanlage. Man findet sie hinter dem Kreisverkehr an der Ortseinfahrt. Ganz in der Nähe parken Autos. Auf den ersten Blick wirkt alles etwas trist: die Parkplätze und das Gebiet mit den Discount-Geschäften in der Nachbarschaft. Doch die Skater aus dem Ort haben sich hier einen Traum erfüllt. Einen Traum, für den sie gemeinsam gekämpft haben.
Nils, 21, und René, 29, gehören zu dieser Gruppe von rund 25 Jugendlichen und jungen Erwachsenen. "Der Belag und die Länge der Bahnen sind wichtig. Auf einer kürzeren Strecke hat man zuwenig Schwung für die Stunts (3)“, sagt René. Das Üben von Stunts oder Tricks aber gehört zum Alltag eines Skaters (4). Bevor es die Anlage gab, übten die Jugendlichen auf den verkehrsberuhigten Straßen (5) im Zentrum. Das ärgerte die Anwohner. "Viele fühlten sich durch den Lärm gestört. Sie schimpften, sobald wir auftauchten“, erinnert sich Nils. "Wir versuchten mit den Leuten zu reden. Wir fragten sie, wohin wir gehen sollten.“ Die Skater galten als Übeltäter, die den Dorffrieden störten. Schließlich wurden die Jugendlichen aktiv.
Sie gingen zur Gemeindeverwaltung. Dort wünschten sie sich eine Anlage für Skater. Eine Gruppe von Individualisten begann sich zu organisieren. Dieter Küritz, der Jugendsozialarbeiter von Bomlitz, half ihnen dabei. Zunächst erstellte man auf einem Workshop ein Konzept. Das größte Problem: Es gab bereits eine Skateboardanlage. Die Stadt hatte sie für viel Geld gebaut. Leider lag die Bahn außerhalb in einem Wald. Niemand nutzte sie. "Die Rampe war zu kurz und zu steil. Dort sammelte sich Wasser. Die Anlage hat man gebaut, ohne uns zu fragen“, so René.
Das durfte auf keinen Fall noch einmal passieren. Die Jugendlichen bastelten Modelle und erstellten Plakate mit ihren Argumenten. Während einer Sitzung der Gemeinde erklärten die jungen Skater ihre Wünsche und Ideen. Die anwesenden Erwachsenen waren beeindruckt. "Sie merkten, dass wir es ernst meinten.“ Die Jugendlichen sammelten Altpapier und organisierten ein Dorffest. Dabei verdienten sie Geld für neue Geräte. Nach zwei Jahren konnten sie fünf Rampen kaufen und aufstellen. Die Auswahl wurde unter den Jugendlichen heftig diskutiert. Nils, Ältester in der Gruppe, konnte seine Erfahrungen mit der alten Strecke einbringen. Schließlich einigten sich alle demokratisch.

Mehr als nur ein Spiel

Aufgaben verteilen, Probleme bewältigen, Gewinne machen: Darum ging es beim Planspiel der Frankfurter Rundschau.
Neu-Isenburg, Donnerstag, ungefähr 8 Uhr morgens. In den Büros der Frankfurter Rundschau starten die Mitarbeiter ihre Computer, rücken Stühle und füllen Kaffeebecher. Ein ganz normaler Arbeitstag bei einer Tageszeitung beginnt. Rund 450 Angestellte arbeiten hier. Sabrina, Katharina und Sjoukje, alle 21 Jahre alt, und Kristina und Svenja, beide 20, gehören dazu. Die jungen Frauen machen eine Ausbildung zur Verlagskauffrau. Sie sind auch privat miteinander befreundet. "Wir verstehen uns gut. Doch im Job haben wir wenig miteinander zu tun“, sagen sie. Nur Katharina und Sabrina arbeiten in der selben Abteilung.
Wie in fast allen Unternehmen ist auch bei der Tageszeitung Teamfähigkeit gefragt. Die vier Auszubildenden der Rundschau machten den Versuch und testeten ihr Talent zur Zusammenarbeit. Sie nahmen an einem Planspiel der Fachhochschule Frankfurt teil. Die Teilnehmer sollten gemeinsam ein Unternehmen führen und einen möglichst großen Gewinn erzielen. In der Endrunde traten fünf verschiedene Mannschaften, Schüler und Auszubildende, gegeneinander an.
Einen Tag lang kämpften sie als konkurrierende Unternehmen um die besten Ergebnisse. Sie diskutierten mit Gewerkschaften um Lohnkosten und mussten veraltete Technik ersetzen. Ständig tauchten neue Probleme auf. Einige Teams verteilten die Rollen hierarchisch. Das Rundschau-Team beschloss, alle Entscheidungen gemeinsam zu treffen. Unter ihnen gab es keinen Chef. Trotzdem verteilten sie einige Aufgaben entsprechend ihren Stärken und Persönlichkeiten. Kristina und Sjoukje hielten den einführenden Vortrag. Sie stellten das Unternehmen vor. Katharina und Sabrina kümmerten sich um die Zahlen. "Es machte total viel Spaß. Wir haben oft diskutiert und uns immer stärker mit unserer Aufgabe identifiziert“, sagen sie.
Besonders kritisch wurde es, als die Gruppe Mitarbeiter entlassen musste. Emotionen kamen hoch. Ein Mädchen fühlte sich persönlich betroffen. Katharina erinnert sich: "Ich fand es richtig eklig, mich als Unternehmer reden zu hören. Danach konnte ich aber auch die Arbeitgeber besser verstehen.“
Und was hat die Mannschaft aus dem Spiel gelernt? Sjoukje fasst ihre Eindrücke zusammen: "Ich fand es wichtig, dass wir über jeden Vorschlag gesprochen haben, auch wenn man mal anderer Meinung war.“ Zum Schluss, reichte es "nur“ zum dritten Platz. Die Gruppe hatte zu wenig Gewinn gemacht. doch in der Beurteilung der Teamfähigkeit erhielten die fünf die Traumnote 1. Die Mädchen waren das beste Team. Petra Kroll

Worterklärungen

1 homogen - gleichartig, übereinstimmend
2 draufgängerisch - im Stile eines Draufgängers (jemand, der viel wagt, ohne sich zu besinnen)
3 der Stunt (engl.) - gefährliches Kunststück
4 der Skater (engl.) - Skateboardfahrer
5 die verkehrsberuhigte Straße - Straße mit Tempolimit und künstlichen Hindernissen, die für weniger Verkehr sorgen sollen
 

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