JUMA 4/2005, Schule im Moor
JUMA 4/2005 Seiten 22-24

  Schule im Moor

Es geschah nach der letzten Eiszeit. Vor rund 10 000 Jahren verschwanden in Nordeuropa die Gletscher. In den Tälern bildeten sich Seen. Pflanzen wuchsen von den Ufern in die flachen Gewässer. Sie starben ab, und neue Pflanzen wuchsen nach. Aus den Seen wurden Moore. In Norden und im Süden Deutschland gibt es noch eine ganze Reihe dieser einmaligen Sumpflandschaften.

Moore gehören zu den typischen Landschaften Norddeutschlands. Dort leben seltene Tiere und wachsen ungewöhnliche Pflanzen.
Bild: picture alliance /HB-Verlag
Kim, Nils, Merlin, Pia und Lisa gehen heute ins Heilsmoor. Das liegt in der Nähe von Bremen. Die Mädchen und Jungen gehören zu einer Gruppe von 100 Schülern der Gesamtschule Hambergen. Alle haben Spaten, große Scheren oder Sägen dabei. Statt Mathematik steht heute Bäume fällen auf dem Stundenplan.
Bäume sind das größte Problem im Moor. Denn sie brauchen viel Wasser. Die Folge: Der Boden trocknet aus. Ein Wald entsteht. "Die Bäume trinken nicht, sie saufen“, sagt Jürgen Röper vom Naturschutzbund NABU. Er begleitet die Schüler im Moor. "Eine ausgewachsene Birke verbraucht fast 300 Liter am Tag.“ Darum hat Jürgen Röper vor zwei Jahren einen Vertrag mit der Schule geschlossen. Jeweils der 7. Jahrgang hilft beim "Entkusseln“ der Landschaft. So nennt man das Entfernen von Pflanzen, die nicht ins Moor gehören. Die Arbeit ist mühsam. Zuerst müssen die Schüler die Wurzeln mit den Spaten freilegen. Erst dann können sie die jungen Bäume entfernen. Das Holz tragen die Jugendlichen an den Rand des Moores. Dort bleibt es liegen.
Zur Belohnung kommen die Schüler in Bereiche, die sonst kein Mensch betreten darf. Denn hier leben viele vom Aussterben bedrohte Tiere und wachsen seltene Pflanzen. Der Fleisch fressende Sonnentau oder die gelbe Moorlilie zum Beispiel. Diese Gewächse kannten die Schüler bisher nur aus dem Biologiebuch.

Mit Astscheren schneiden diese Schülerinnen junge Kiefern ab.
Bild: Ronald Frommann
Gegend zum Gruseln

Früher gingen die Menschen nur ungern ins Moor. Sie fürchteten sich vor der eigentümlichen Landschaft. Denn an vielen Stellen sieht der Boden fest aus. Doch man sinkt ein, wenn man darauf tritt. Wer bei Nebel oder nachts die Orientierung verlor, war oft selbst verloren. Mythen und Sagen erzählen von dieser unheimlichen Region. Manche Menschen sahen in abgestorbenen Bäumen Geister und Gespenster. Gruselig sind auch einige Funde aus dem Moor: mumifizierte (1) Leichen, die man heute im Museum besichtigen kann. Das Moorwasser hat ihre Haut schwarz gefärbt.
Die Nutzung des Moores durch die Menschen begann im 17. Jahrhundert. Moorkolonisten bauten den Boden ab und benutzten den Torf (2) als Brennmaterial. Später machten Bauern die Moore zu Wiesen für die Landwirtschaft. Auch heute noch baut man Torf für den Hausgarten ab.

Nachts in der Natur

Durch die industrielle und landwirtschaftliche Nutzung sind immer mehr Moore von der Landkarte verschwunden. Doch seit langem versuchen Naturschützer, die restlichen Moore zu erhalten. Sie kaufen und pflegen die Flächen - so wie im Heilsmoor.
Die Hamberger Schüler haben ihre Arbeit beendet. Im Sommer werden sie wiederkommen. Dann können sie die Natur in Ruhe beobachten. Als Höhepunkt werden die jungen Naturschützer eine Nachtwanderung unternehmen. Vor Geistern fürchtet sich noch keiner - bis jetzt.
Petra Kroll

Worterklärungen

1 mumifiziert - nicht zerfallen
2 der Torf - die verrottete und
   getrocknete Pflanzenmasse
 

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