JUMA 2/2005, Schule für Schauspieler
JUMA 2/2005 Seite 33

  Schule für Schauspieler

Filmschauspieler ist ein Traumberuf. Doch die wenigsten kommen so weit wie Cameron Diaz oder Orlando Bloom. Eine gute Ausbildung sollte man auf jeden Fall haben.
Désirée kommt von hinten. Sie umklammert die junge Frau und drückt ihr einen länglichen Gegenstand an den Hals. ”Hast du Frank gestern gesehen?“, fragt Désirée mit eisiger Stimme. Die andere schreit: ”Da war nichts!“ Désirée zieht ihr Opfer fester an sich. Sie drückt den Gegenstand härter an den Hals. ”Hast Du Frank gestern gesehen?“
”Mensch, das war klasse!“ lobt Regisseur Severin Lohmer. Désirée lächelt. Sie nimmt den Löffel vom Hals der Kollegin. Die Probe der Filmszene ist zu Ende. Die beiden jungen Frauen sind Schülerinnen an der ”Film Acting School“ in Köln. Das ist der englische Name für eine private Schule. Junge Schauspieler lernen hier die Arbeit vor der Kamera. Der Beruf des Schauspielers ist sehr beliebt bei jungen Menschen. Doch es ist kein leichter Job, auch wenn es im Film oft so aussieht. Es gibt viel zu lernen. Die Konkurrenz ist sehr groß. Viele Schauspieler sind arbeitslos oder verdienen ihr Geld mit anderen Tätigkeiten.
Die Kölner Schule ist etwas Besonderes. Sie ist die einzige deutsche private Schule, die nur für Film und Fernsehen ausbildet. Denn dort muss man ganz anders spielen als auf einer Theaterbühne. Die Kamera ist gnadenlos: Der Schauspieler muss von einer Sekunde auf die andere ”voll da“ sein. Geht eine Szene daneben, wird sie wiederholt. Das kann ziemlich oft passieren. Trotzdem darf keiner der Schauspieler nervös werden.
Die Kamera zeigt jede Gefühlsregung im Gesicht. Jedes kleine Lächeln, jeden unsicheren Blick. Theaterschauspieler haben damit oft Probleme. Denn auf der Bühne vor hunderten von Menschen muss man sehr laut sprechen und die Mimik sehr betonen, ebenso die Körpersprache. Das ist vor der Kamera nicht erlaubt. Es wirkt übertrieben und komisch. ”Viele haben dabei Schiffbruch erlitten (1)“, sagt Christina Pfeiffer, die Leiterin der Filmschule. Sie ist selbst Schauspielerin und kennt die Unterschiede. Filmschülerin Désirée, die junge Frau mit der ”Löffelwaffe“, interessiert sich sehr für die Filmarbeit. ”Das ist spannender für mich als das Theater“, sagt sie. Sie hat schon kleine Rollen fürs Fernsehen gespielt ”Doch ich war wahnsinnig nervös.“ Sie war nicht gut genug vorbereitet. Denn damals besuchte sie noch eine andere Schauspielschule. Für die Arbeit vor der Kamera hat sie dort nicht genug gelernt. Man hat Désirée gesagt, dass die Theaterbühne etwas ”Besseres“ sei als das Fernsehen. Diese Meinung gibt es häufig. Doch beim Fernsehen gibt es viel mehr Rollen als beim Theater. Und nicht jeder kann immer die tollsten Sachen machen.
In der Kölner Filmschule lernt man auch, in lustigen Szenen zu spielen, in Seifenopern (2) und Actionszenen. Zum Abschluss der 18-monatigen Ausbildung spielt jeder Schauspieler in einem kleinen Film drei Szenen vor. Damit kann er sich bewerben. Annette Zellner

Worterklärungen

1 Schiffbruch erleiden - scheitern
2 Seifenoper - Fernseherie, die durch Werbung (z.B. für Seife) unterbrochen wird

 

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