|
JUMA 4/2004, Mitbewohner an der Wand
|
|
|
|
JUMA 4/2004 Seite 31
|
|
|
Mitbewohner an der Wand
|
|
Sie krümelt nicht auf den Teppich und nimmt auch nichts aus dem Kühlschrank: die nette junge Dame auf der Fototapete. |
|
Eins ist doch logisch: Der Mensch lebt nicht gern lange alleine. Doch manche, die mit uns die Wohnung teilen, können nerven. Sie krümeln auf dem Teppich. Oder sie hören laut Musik und machen die Küche nicht sauber. Damit ist jetzt endlich Schluss. Jetzt gibt es eine stressfreie Lösung für allein Lebende: die Singletapete!
Diese Tapete ist eine lustige Sache. Auf ihr sind sympathische Menschen abgedruckt. Sie sind so groß wie wir und sitzen entspannt auf einem Sessel. Oder sie erwarten uns strahlend auf der Couch. Ganz echt sehen sie aus. Mit zwei oder drei Tapetenrollen können wir uns diese ruhigen Mitbewohner an die Wand kleben: einen jungen Mann oder eine junge Frau. Und die bleiben immer an der gleichen Stelle. Niemals werden sie uns etwas Leckeres aus dem Kühlschrank klauen. Und wenn wir keine Lust mehr auf unseren Mitbewohner haben, holen wir ihn einfach wieder von der Wand ... Man kann mit dieser Tapete sogar umziehen, weil sie sich mehrmals aufkleben lässt.
Die Singletapete stammt von Susanne Schmidt und Andrea Baum aus Mainz. Die beiden studierten Innenarchitektur und arbeiten jetzt als selbstständige Unternehmerinnen. Mit ihrer Single-Tapete haben sie einen Preis bei einem wichtigen deutschen Gestaltungswettbewerb gewonnen. Doch wie kommt man auf so eine witzige Idee? Das war so: Die beiden spielten gerade eine CD mit Single-Geräuschen ab. Auf dieser CD hört man keine Musik, sondern nur die typischen Geräusche, wenn noch jemand in der Wohnung ist. "Das ist lustig", sagt Susanne Schmidt. Obwohl sie es auch ein bisschen traurig findet, wenn man das braucht. Aber eigentlich ist es ja nur ein Spaß. Auf jeden Fall kam den beiden Innenarchitektinnen die Idee, dass dazu auch eine Tapete passt.
Ihre Single-Modelle haben die beiden in Cafés und im Bekanntenkreis gefunden. "Sie sollten nicht zu schön sein", sagt Susanne Schmidt. Die Tapete darf also nicht wie ein Werbeplakat aussehen. Doch natürlich sollten es angenehme Menschen sein. Ein Fotograf hat dann Fotos von ihnen gemacht. Susanne Schmidt und Andrea Baum haben die Fotos am Computerbildschirm verändert, zum Beispiel ein neues, schönes Hintergrundmuster dazugestellt.
Das Interesse der Zeitungen und Zeitschriften an der Singletapete war groß. Viele Fernsehsender haben das Projekt vorgestellt. Ein Radiosender aus Chicago wollte ein Interview. Sogar das Staatsfernsehen aus Nordkorea hat berichtet! Doch ob die Singletapete auch genügend Käufer findet, müssen die beiden jungen Erfinderinnen erst einmal abwarten.
Annette Zellner
|
|
|
|
|
|
|