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JUMA 2/2004, Mein Nachbar ist ein Nilpferd
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JUMA 2/2004 Seite 14-15
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Mein Nachbar ist ein Nilpferd
Im Berliner Zoo wohnen nicht nur Tiere, sondern auch Menschen.
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Sie treffen Nilpferde, Ziegen und Schlangen auf dem Schulweg oder in der Freizeit: die Kinder, die im Berliner Zoo wohnen (oben).
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Sara wohnt mitten in Berlin. Der Kurfürstendamm mit dem Europacenter und anderen großen Gebäuden liegt um die Ecke, ebenso ein großer Bahnhof. Doch wenn Sara morgens zur Schule geht, begegnet sie nicht nur menschlichen Großstadtbewohnern: Auf dem Weg zum Schulbus kommt sie an Antilopen vorbei, dann an Robben, Rindern, Bären, Flusspferden und Kamelen. Sara, Verena und mehrere dutzend andere Kinder wohnen mitten im Zoo. Ihre Eltern arbeiten dort als Tierpfleger, Tierärzte oder andere Angestellte. Als ich in der ersten Klasse war, wollten mich alle meine Klassenkameraden besuchen kommen, erinnert sich die 12-jährige Sandra. Sie kamen allerdings nicht wegen mir, sondern wegen der Tiere. Heute kommt nur noch, wer tatsächlich zu Sandra möchte. Doch das ist nicht so einfach. Denn wer unangemeldet kommt, muss Eintritt zahlen. Darum sagen wir immer bei den Kassenhäuschen an den Toren Bescheid. Wenn jemand doch spontan vorbeikommt, ruft der Kassierer erst zu Hause bei Sandra, Verena oder den anderen Zookindern an. Und dann gehen sie doch meistens durch den Zoo. Eine Freundin will gerne ins Raubtierhaus, die andere dorthin, wo Jungtiere sind, erzählt Sara. Bei ihrer zwei Jahre älteren Schwester ist es anders: Meine Freundinnen und ich quatschen einfach stundenlang; auf die Tiere achten wir gar nicht mehr. Der gleichaltrige Michael erzählt: Im Sommer, wenn es warm ist, bin ich gerne mit meinen Kumpels am Schwanentempel. Das ist ein Gebäude neben dem Restaurant. Dort kann man gut Menschen beobachten, nämlich die Zoobesucher. Die sind manchmal besonders merkwürdig. Manchmal denken sie, die Robben hätten sich in einen Graben gestürzt und würden dort nicht mehr rauskommen. Dann klingeln sie immer bei uns, sagt Sara. Oder sie denken, die Otter müssten dringend gefüttert werden. Die quieken und schreien immer so, wenn die Besucher dort vorbeigehen. Die Zookinder wissen es besser. Denn bei einigen Tieren schauen sie ständig hinter die Kulissen. Zum Beispiel im Streichelzoo. Dort haben wir früher oft die Ställe ausgemistet und die Tiere gefüttert, erzählt Sara. Und sie kennen sich mit den Eigenheiten der Tiere aus. Da gibt es eine Ziege, die bricht regelmäßig aus, weil die Besucher ein Tor offen lassen, sagt Verena. Dann versuchen die Besucher immer, die Ziege wieder zurückzu- locken. Das finden die Kinder lustig, denn der Ziege gefällt es außerhalb des Streichelzoos besser als zwischen Kaninchen, Schweinen und anderen Haustieren. Wir packen die Ziege dann am Kopf und ziehen sie einfach wieder in ihr Gehege, sagt Verena. Die Zoobesucher staunen, denn den Zoo-Kindern ist ja nicht anzusehen, dass sie die Nachbarn der Tiere sind. Nicht alle Tiere sind so harmlos. Bei einem Sturm waren einmal etliche Bäume umgefallen und hatten Zäune zerstört. Verena hatte damals den Telefondienst übernommen. Aus allen Teilen des Zoos riefen die Pfleger bei uns an, um Schäden zu melden. Ich habe dann meinen Vater auf dem Handy darüber informiert. Die Aufgabe von Verenas Vater war es nämlich, die Tiere wieder einzufangen und die Zäune in Ordnung zu bringen. Spannend wurde es, als ein Baum auf das Raubtiergehege fiel. Die Löwen blieben drin, allerdings waren einige Hyänen verschwunden. Die hatten aber so viel Angst, dass sie am Tor zusammengekauert auf den Pfleger gewartet haben, der sie wieder reinließ, erzählt Verena.
Was sie später einmal beruflich machen wollen, steht für Sara, Sandra und Verena, die Kinder aus dem Berliner Zoo, bereits fest: Irgendetwas mit Tieren.
Klaus Martin Höfer
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