Studium in Deutschland: Alles ist möglich, JUMA 4/2003
JUMA 4/2003 Seiten 30-33

  Studium in Deutschland

Alles ist möglich

Wer in Deutschland studieren möchte, findet nicht nur eine Vielzahl an Fächern. Auch die Studienorte bieten für jeden Geschmack etwas: Großstädtisch und voller Trubel oder klein und idyllisch, am Meer oder in den Bergen gelegen, mit denkmalgeschützten Universitätsgebäuden oder hochmodernen ”Studierfabriken“ und Forschungseinrichtungen. JUMA zeigt diese Vielfalt an vier Beispielen.

München ist besonders wegen seiner Lage ein beliebter Studienort. Auch die traditionsreiche Atmosphäre ist bei den Studenten beliebt.
Schön und teuer

München ist ein Dorf. Südländisches Flair und Volkstümlichkeit, Schickeria1 und bayrische Bodenständigkeit - das alles ist die Stadt an der Isar. Die bayerische Landeshauptstadt hat zwar 1,23 Mio. Einwohner (davon 7 % Studierende), gilt aber als klein und gemütlich. Die internationalen Studierenden fallen in dieser Metropole mit ihren vielen Touristen nicht auf, alles vermischt sich.
Der Freizeitwert ist groß. Die bayrischen Seen liegen direkt vor der Haustür. Am Starnberger See gibt es sogar einen eigenen Segelclub für Studierende. In knapp zwei Autostunden ist man zum Bergsteigen oder Skilaufen in den Alpen, und die südliche Sonne Italiens ist auch nicht fern.
Die Stadt hat Klasse: Kirchen und barocke, gotische und klassizistische Bauten findet man in der Innenstadt an jeder Ecke. Es gibt 46 Museen und Sammlungen, die Münchner Philharmoniker, zwei Opern, ein Literaturhaus, 58 Theatern und 87 Kinos. Im Vergnügungsviertel Schwabing kann man Stunden lang in Straßencafes verbringen, Antiquariate besuchen oder in Boutiquen einkaufen. Nicht weit von den historischen Gebäuden der Ludwig-Maximilian-Universität locken Grünanlagen und die Isar zum Ausruhen vom anstrengenden Studium.
Doch so viele Vorteile haben natürlich auch ihren Preis. München gilt als teure Stadt. Studierende merken das zuerst an den Mieten. Die knapp 10 000 Plätze in den Studentenwohnheimen sind heiß begehrt, die Wartelisten lang. Wer sich kein anderes Zimmer leisten kann, sollte es darum mit einer Wohngemeinschaft versuchen.
Der Studienstandort München hat international einen sehr guten Ruf.
10 Hochschulen, wichtige Forschungsinstitute und Wissenschaftsorganisationen haben in oder bei München ihren Sitz. Im Bereich Biotechnologie gehört man europaweit zu den führenden Fakultäten. Auch zum Weltraum hat man hier beste Verbindungen: Ein Versuch von Münchner Wissenschaftlern war das erste Ex- periment auf der Internationalen Raumstation ISS.

Tradition und Romantik

Tübingen hat die höchste ”Studentendichte“ in Deutschland: In der Stadt am Neckar (84 000 Einwohner) geht jeder Vierte mehr oder weniger regelmäßig in die Uni. Dass die Stadt so beliebt ist, liegt sicherlich an der besonderen Atmosphäre. Die verwinkelten Gassen und malerischen Fachwerkhäuser sehen aus wie vor 500 Jahren. Tübingen - das ist deutsche Altstadtromantik pur.
Das kulturelle Angebot kann man natürlich nicht mit Großstadtmöglichkeiten vergleichen. Es gibt eine Kunsthalle mit Ausstellungen aktueller Künstler, ein Museum zur Stadtgeschichte und eines der größten archäologisch-ethnologischen Universitätsmuseen in Europa, sechs Kinos und zwei Theater. Besichtigen kann man übrigens auch den Karzer. Das ist das ehemalige Studentengefängnis, das seit dem ersten Weltkrieg nicht mehr genutzt wurde, weil die Karzerstrafe2 abgeschafft wurde. Beliebtes Freizeitvergnügen im Sommer ist die Fahrt mit dem Stocherkahn auf dem Neckar. Dabei wird das Boot mit einer langen Stange vorwärts bewegt, mit der man im Flussboden ”stochert“.
Die Universität Tübingen hat eine lange Tradition: Sie wurde 1477 gegründet. Hier studierten bekannte Deutsche wir der Philosoph Georg Wilhelm Friedrich Hegel und der Dichter Friedrich Hölderlin. Auch der Naturwissenschaftler Johannes Kepler (1571-1630) begann in Tübingen seine akademische Ausbildung. Heute gibt es 14 Fakultäten in Tübingen, die zum Teil in schönen alten, aber auch in ganz modernen Gebäuden in der ganzen Stadt untergebracht sind.
Engpässe bei Wohnplätzen für Studenten gibt es in Tübingen zu Beginn jedes Wintersemesters. Knapp 5 000 Wohnheimplätze stehen zur Ver-
fügung. Eine Ausweichmöglichkeit: Zimmer in der näheren Umgebung. Mit billigen Studententickets kann man von dort mit Bussen oder Bahnen in die Stadt fahren.

Kunst und Technik

Kunst, Kultur und Politik - dafür kennt man Weimar seit vielen Jahrhunderten. Johann Wolfgang von Goethe hat hier gelebt, Friedrich Schiller, Franz Liszt und Friedrich Nietzsche. 1919 tagte in Weimar die Verfassung gebende Versammlung der ersten deutschen Demokratie, der ”Weimarer Republik“. Berühmt ist die Stadt in Thüringen auch für ihre Universität, die den Namen des weltbekannten ”Bauhaus“3 trägt, das 1919 in Weimar gegründet wurde.
Die Bauhaus-Universität in ihrer heutigen Form entstand nach der politischen Wende in Deutschland. Der Name, der seit 1996 gilt, steht für ein ungewöhnliches Konzept: Nicht Kunst oder Technik, sondern die Verbindung von Kunst und Technik ist das Ziel der Ausbildung. Es gibt vier Fakultäten: Architektur, Bauingenieurwesen, Gestaltung und Medien. Außerdem hat Weimar noch eine Hochschule für Musik (siehe JUMA 2/2000).
Von 63 000 Einwohnern sind in Weimar 8 % Studenten. In Studentenheimen gibt es 1102 Plätze. Die Miete von Privatzimmern ist deutlich günstiger als in westdeutschen Universitätsstädten.
Auf den Spuren von Goethe, Schiller, Liszt und Nietzsche findet man zahlreiche Museen und Ausstellungen in der Stadt und der Umgebung. Doch auch dunkle Spuren deutscher Geschichte sind zu besichtigen: die Gedenkstätte Buchenwald liegt nur wenige Kilometer vor der Stadt.
Wer nach Weimar geht, kann sich wirklich auf sein Studium konzentrieren. Viel Ablenkung gibt es nicht: drei Kinos, ein Theater und ein Kulturzentrum. Außerdem gibt es vier Studentenclubs: ”... die bieten die ganze Woche über ein abwechslungsreiches Programm - Disko, Vorträge, Kabarett u.v.m.“ heißt es auf der Homepage der Uni.

Kultur und Kiez

Berlin ist einer der beliebtesten Studienorte in Europa - in Deutschland sowieso. Deutschlands neue Hauptstadt ist die größte Universitätsstadt der Bundesrepublik mit ca. 147 000 Studenten (4 Prozent der Einwohner) in drei Universitäten: der Humboldt-Universität im östlichen Teil sowie der Freien Universität und der Technischen Universität im westlichen Teil. Daneben gibt es noch die Universität der Künste und dutzende kleinerer Fachhochschulen.
Als Folge der Wiedervereinigung ist Berlin mehr als jede andere europäische Stadt im Umbruch und in Bewegung. Inländische und ausländische Touristen haben die pulsierende Metropole entdeckt, und heute ist Berlin das bedeutendste deutsche Reiseziel.
Berlin ist stolz auf seine große und vielfältige kulturelle ”Szene“, die drei Opernhäuser, mehr als 150 Theater und Konzertsäle, 400 unabhängige Theatergruppen, 70 Museen, 200 Kunstgalerien, 120 Kinos und viele andere Kulturzentren.
Auch sonst braucht man sich um seine Freizeit keine Gedanken machen: Berlin hat etwa 10 000 Gastronomiebetriebe, die meisten davon Kneipen. Will man im Laufe des Studiums jede einmal besuchen, bräuchte man etwa 54 Semester. In der näheren Umgebung von Berlin gibt es große Seen, wo man alle möglichen Wassersportarten betreiben kann, Wälder zum Joggen oder Radfahren und Ausflugsziele wie Potsdam oder den Spreewald.
Wer als Student nach Berlin kommt, sollte eins wissen: Deutschlands größte Stadt ist aus einer Ansammlung von Dörfern entstanden. Heute besteht der typische Berliner Bezirk (es gibt insgesamt zwanzig), aus mehreren Ortsteilen, und die wiederum aus verschiedenen ”Kiezen“. Jeder Kiez ist eine kleine Welt für sich.
Die Wohnungssituation in Berlin ist zur Zeit wieder etwas entspannt. Das heißt, man muss nicht sofort zugreifen, wenn man etwas Akzeptables findet. Stattdessen sollte man sich zunächst einmal klar darüber werden, in welchem Bezirk man leben möchte. Besonders beliebt sind Mitte, Schöneberg, Kreuzberg und Prenzlauer Berg, mit jeweils ihren eigenen Vorteilen. Billig wohnen heißt in Berlin aber nach wie vor: Ofenheizung, keine Dusche/Bad und häufig auch noch Außen-WC und kein fließendes warmes Wasser. Wer lieber in ein Studentenheim möchte: Es gibt 11 600 Plätze.

Christian Vogeler

 

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