ZEUS JUMA 2/2003
JUMA 2/2003 Seite 38-40

  Die 9. Klasse des Geschwister-Scholl-Gymnasiums in Lüdenscheid nimmt an einem Zeitungsprojekt teil.

ZEUS macht neugierig

Eine Woche lang Journalist spielen finde ich gut, sagt die dunkelhaarige Jasmin und lächelt. Die 14-Jährige nimmt an einem besonderen Projekt teil. Es trägt den geheimnisvollen Namen ZeuS. Das ist der Name eines griechischen Gottes – und die Abkürzung für Zeitung und Schule. Die Journalistenschule Ruhr in Essen organisiert das Projekt. Sie gehört zu einem Verlag, der mehrere Zeitungen in Nordrhein-Westfalen herausgibt. Beim ZeuS-Projekt schreiben Schülerinnen und Schüler eigene Artikel über selbst gewählte Themen. Diese Artikel erscheinen in der Zeitung. Im Unterricht lernen sie außerdem alles über die Medien. So soll das Interesse der Jugendlichen an einer Tageszeitung gefördert werden. Das ist wichtig, denn eine Studie hat gezeigt: Die jungen Menschen in Deutschland lesen immer weniger. Natürlich handeln der Verlag und die Journalistenschule nicht selbstlos. Sie wollen ja ihre Zeitungen verkaufen ...

Ein alltägliches Thema

Vielleicht sind Tageszeitungen aber auch nicht spannend genug für Jugendliche? Jasmin erzählt, dass sie mehr über Musik und Kino lesen will. Jetzt aber recherchiert ihre Klasse gleich selbst. Es ist ein alltägliches, aber wichtiges Thema: Wie werden die Menschen mit Wasser versorgt? Wieso ist das Wasser aus dem Wasserhahn immer sauber?

Die Antworten kann man ein paar Tage später in einem Artikel in der Westfälischen Rundschau lesen. Doch jetzt stehen Jasmin und ein paar Mitschüler frierend auf einem kleinen Parkplatz vor einem ebenso kleinen Haus. Sie warten auf den Rest ihrer Klasse. Da! Sie kommen. Gleich werden alle in das Häuschen gehen und eine Diashow anschauen.

Die Klasse sitzt jetzt im Dunkeln, wie in einem Kino. Die Mädchen kichern. Peter, 15, hat einen Stift gezückt. Er und zwei Mitschüler schreiben die wichtigs- ten Informationen mit. Es geht los. Man sieht ein Bild mit einem großen See in grüner Landschaft. Eine männliche Tonbandstimme erzählt die Geschichte des Staudammes, der ganz in der Nähe ist: Der Staudamm macht aus einem Fluss einen breiten See. So hat man auch in trockenen Zeiten immer einen Wasservorrat. Für diesen künstlichen See hat man ein Tal mit Häusern überflutet. Die Menschen mussten wegziehen. Mehr als 80 Jahre alte Bilder zeigen die versunkene Heimat.

Kein Test für Lehrer

Die Diashow ist zu Ende. Nachwuchs-Journalist Peter hat alles Wichtige notiert. Doch er weiß: Einen Artikel zu schreiben ist nicht einfach. Das ZeuS-Projekt findet er gut. Jeder von uns bekommt eine Zeitung. Die liegt jeden Morgen auf dem Schultisch. Wir lesen verschiedene Artikel und vergleichen sie, erklärt Peter. So lernen die Schüler den Unterschied zwischen Glosse, Reportage und Kommentar kennen. Peter hat vor dem Projekt nicht viel Zeitung gelesen. In Zukunft will er es aber tun. Zumindest öfter als früher ...

Boah! Ist das kalt! ruft ein Mädchen. Die Klasse steht nun im unterirdischen Gang des Staudammes. Turbinen machen einen Höllenlärm. Philipp fotografiert. Ich mache das ZeuS-Projekt schon zum zweiten Mal mit, sagt er und verrät auch den Grund: Ich bin sitzen geblieben Dann erzählt er von den Themen, über die seine Klasse gerne geschrieben hätte. Wir wollten einen Intelligenztest für Lehrer machen, sagt er grinsend. Doch der Deutschlehrer fand das nicht so gut. Er meinte, es dauert zu lange, bis die Lehrer den Test wieder zurückgeben. Na ja, ob das so stimmt? Doch dafür hat Philipps Klasse schon über andere Themen geschrieben: über einen Rosengarten, eine Geburtsklinik und ein Tierheim.

Eine prima Erinnerung

Später steht die ZeuS-Klasse im Wasserwerk. Alles ist bunt hier, wie in einem Kindergarten. Die zahlreichen Rohre sind grün, blau und lila gestrichen. Doch es ist ziemlich kalt, die Finger der Schüler laufen rot an. Im Wasserwerk wird das Wasser aus dem Stausee gereinigt. Darüber schreiben Miriam und Murat. Sie sind jetzt im Labor. Was machen Sie da?, fragt Murat eine Mitarbeiterin. Sie erklärt ihm, dass sie die Inhaltsstoffe des Wassers testet. Später dürfen die Schüler selbst das Wasser untersuchen. Dafür nehmen sie jetzt Wasserproben in Gläsern. Prost!, rufen zwei Schüler und stoßen zum Spaß miteinander an. Miriam blickt in ein Wasserbecken und ruft: Oh, lauter schöne Fische! Doch das ist auch nur ein Spaß. Fische gibt es hier nicht. Schließlich macht man hier Trinkwasser!

Die Reportagen über das Thema Wasser schreiben die Lüdenscheider Schüler zu Hause. Sie lernen auch noch die Redaktion der Westfälischen Rundschau kennen, denn in dieser Zeitung erscheinen ihre Artikel. Die Journalisten erklären ihnen, wie man interessant schreibt. Die Leser dürfen schließlich nicht vor Langeweile gähnen! Doch das gelingt nicht immer ...

Auch Überschriften machen gehört zum Job. Die Schüler beschäftigen sich sehr sorgfältig mit der Sprache, erzählt Redakteur Michael Nürenberg. Er kümmert sich jedes Jahr um 83 Klassen. Das ZeuS-Projekt gibt es seit fünf Jahren in vielen Städten. 184 000 Schüler haben schon mitgemacht.

Wenn das ZeuS-Projekt in Lüdenscheid abgeschlossen ist, erscheint eine dicke Sonderausgabe der Westfälischen Rundschau. Darin sind noch einmal alle Artikel der Schüler gesammelt. Eine prima Erinnerung. Jasmin bringt es auf den Punkt: Es ist schön, wenn ein Artikel von mir veröffentlicht wird. Annette Zellner

 

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