Echt: „Wir haben keine Illusionen“
Eines Tages im Proberaum eines Gymnasiums in Lübeck: Vier Jungs packen die Instrumente aus, spielen zuerst Songs ihrer Idole nach und komponieren ein paar eigene Stücke. Die Gruppe Echt ist geboren.
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Von der Schulbank auf die Bühne: Die Band „Echt“ hatte Erfolg mit ihren Popsongs. Ein Leben als Rock-Opa können sich die Fünf jedoch nicht vorstellen. |
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Echt-Mitglied Florian Sump meint bescheiden: Wir glauben nicht, so was wie die Rolling Stones zu sein.. Doch die junge Band hat großen Erfolg. Die Karriere beginnt so kometenhaft, dass die Gruppenmitglieder noch nicht mal in Ruhe ihren Schulabschluss machen können. Das werden sie zu einem späteren Zeitpunkt nachholen müssen.
Als Schülerband gestartet, spielt sich die Gruppe Echt schnell in die Herzen junger Zuhörerinnen und Zuhörer. Ihre erste Schallplatte produzieren sie selbst, auf einem kleinen Label ihres Freundes Jonas. Die kleine Plattenfirma wird später von einer größeren Firma aufgekauft. Doch die Musiker sind unabhängig geblieben. Harald Fette traf Schlagzeuger und Texter Florian Sump, kurz Flo, zum Interview für JUMA.
JUMA: Wie ging es los ?
Echt: Ganz am Anfang waren wir eine typische Schülerband. Da spielt man Knockin on heavens door und Smoke on the water und so was. Wir haben in unserer Schule in Lübeck geprobt. Man durfte den Proberaum nur mit einem Betreuer benutzen. Der Schulausschuss hatte Angst davor, dass man im Proberaum randaliert. Betreuer war entweder ein Lehrer oder ein Schüler aus der Oberstufe.
JUMA: Ist die Musik für euch wichtiger geworden als die Schule?
Echt: Einige Zeit haben wir beides parallel gemacht Schule und Musik. Doch das ging einfach nicht. Die Lehrer fanden es eine coole1 Sache, dass wir den Sprung ins Musikbusiness probieren wollten. Wir haben vereinbart: Wir gehen ein Jahr von der Schule und probieren als Band besser zu werden. Wenn es nicht klappt, kommen wir wieder in die Schule zurück. Unsere Eltern fanden das auch gut. Wenn wir das nicht probiert hätten, hätten wir uns unser Leben lang Vorwürfe gemacht. Wir haben den Sprung zunächst einmal geschafft2.
JUMA: Eure Lieder singt ihr in deutsch. Warum?
Echt: Mit den ersten eigenen Kompositionen war uns klar: Wir wollen in der Sprache texten, in der wir denken und in der wir fühlen. Weil für uns auch Sachen zwischen den Zeilen stehen3. Außerdem hatten wir nicht unbedingt die begnadeten Englisch-Kenntnisse.
JUMA: Eure erste Tournee hat euch ausgerechnet nach England geführt. Warum so ein weiter Weg?
Echt: Das war eine fixe Idee. Mit der Partnerstadt von Flensburg Carlisle in England gibt es jedes Jahr einen Schüleraustausch. Wir wollten als Band mitfahren. Die obligatorische Sightseeing-Tour mit alten Ritterrüstungen wollten wir aber nicht mitmachen. Wir wollten Musik machen. Zuerst war nur ein Auftritt in unserer Partnerschule arrangiert. Wir haben uns aber sehr oft verfahren und sind bei falschen Schulen gelandet. Dort haben sie immer gesagt: Wenn ihr wollt, könnt ihr morgen vorbeikommen und spielen. Und plötzlich hatten wir 14 Auftritte in 8 Tagen.
JUMA: Wie lange wird das Leben als Musikgruppe noch funktionieren?
Echt: Sicherlich nicht für immer. Wir haben keine Illusionen. Wir glauben nicht, dass wir wie die Rolling Stones bis zum Ende unseres Lebens in dieser Band Musik machen werden. Wir wollen nicht Rockstars bis zur Rente sein, sondern werden einmal mit anderen Berufen unser Geld verdienen. Bei alten Rockstars wie Mick Jagger ist für mich der Zauber verschwunden.
JUMA: Was ist für euch das Gute am Musikerdasein?
Echt: Wir haben in den letzten Jahren viele Erfahrungen gesammelt, weil wir quer durch Deutschland, Österreich, die Schweiz und durch andere Teile der Welt getourt sind. Im Grunde waren wir auf uns alleine gestellt. Da passiert unheimlich viel im Kopf eines jeden Bandmitglieds. Das ist zwar nicht so einfach zu verarbeiten. Doch auf der anderen Seite ist es auch ein großes Geschenk, weil es einen weiterbringt. Man hat das Gefühl, es ist gut, weil man die Welt kennen lernt und so der Wahrheit ein Stück näher ist. Harald Fette
1 cool jugendsprachlich hier für: sehr gut
2 den Sprung schaffen sein Ziel erreichen
3 zwischen den Zeilen stehen im Text verborgen sein
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