JUMA 1/2006 Seiten 18-20
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Helle Köpfe unter sich Die deutsche SchülerAkademie veranstaltet im Sommer Kurse für besonders begabte und motivierte Schüler. JUMA hat die Akademie Hilden besucht.
Die Einladung zur Teilnahme an einer der 2-wöchigen Akademien ist eine Auszeichnung. Jede Schule darf nur einen Schüler der gymnasialen Oberstufe vorschlagen. Entscheidend für die Empfehlung ist nicht nur ein hervorragender Notendurchschnitt, auch das außerschulische Engagement des Kandidaten zählt. 2005 konnten nur 715 von 1 240 Bewerbern teilnehmen. Die 17-Jährigen Christina und Béla bekamen beide einen Platz in der Akademie Hilden. Christina hat ausgezeichnete Noten und unterstützt in ihrer Freizeit ausländische Kinder beim Lesen. Außerdem malt sie; demnächst hat sie ihre erste eigene Ausstellung. Die schlechteste Note von Béla ist ein Gut in Latein, eine Zwei plus. Ansonsten hat er nur Einsen. Er ist politisch interessiert und nahm mit einem Team am Europäischen Jugendparlament teil. Beide besuchen in Hilden den Kurs "Der Goldene Schnitt (siehe rechts). Andere Kurse ihrer Akademie haben Themen wie "Was Elektronen wirklich in Molekülen machen, "Preisgekrönte Wirtschaftstheorien oder "Sprache ist Musik, Musik ist Sprache. Bei dem breit gefächerten Angebot geht es nicht allein um Fachwissen, sondern um den fächerübergreifenden Erfahrungsaustausch. Die so genannte Rotation ist daher ein wichtiges Element aller Akademien. Hierbei übernehmen die Teilnehmer die Rolle der Lehrenden. Sie berichten den Teilnehmern der anderen Kurse über ihre Arbeit. "Alle haben interessiert zugehört und Fragen gestellt, so Béla, "nicht so wie in der Schule! Und er fügt hinzu: "In der Schule vergeht einem der Spaß am Wissenwollen. Der wird einem hier wiedergegeben. Alle Kurse vermitteln Faktenwissen und fördern systematisches und strukturelles Denken. Dabei lernen die Akademieteilnehmer die Grundregeln wissenschaftlichen Arbeitens kennen - eine gute Vorbereitung für ein späteres Hochschulstudium.
Béla fürchtete vor dem Beginn der Kurse, nur auf langweilige und merkwürdige, introvertierte Leute zu treffen. Das Gegenteil ist der Fall. Unter den Teilnehmern sind weder Streber noch Fachidioten. Es herrschen eine große Offenheit und gegenseitiges Vertrauen. Schnell stellt sich ein "Wir-Gefühl ein. Die Atmosphäre ist locker, die Stimmung könnte nicht besser sein. Dazu tragen nicht zuletzt die kursübergreifenden Angebote bei: autogenes Training, Theaterspiel, das Erlernen von Computerprogrammen und Kurzschrift, Exkursionen, Italienisch für Anfänger und für Fortgeschrittene - und viel Sport. Besonders wichtig ist in allen Akademien die Musik. Für jede Akademie wird ein Musiker engagiert. In Hilden leitet ein Kirchenmusiker den Akademiechor und gibt mit dem Akademieorchester ein öffentliches Abschlusskonzert. Der Tagesablauf der Veranstaltungen ist dicht. Bereits um 8 Uhr 30 treffen sich alle im Plenum. Noch spätabends stehen Aktivitäten auf dem Programm. Viele Teilnehmer diskutieren angeregt bis tief in die Nacht. Nach einigen Tagen zeigen sich erste Ermüdungserscheinungen. Ein Schlafforscher untersucht in Hilden mit einer Gruppe Freiwilliger, ob ein Mittagsschlaf Leistungsbereitschaft und Konzentration fördert.
An jeder Akademie nehmen auch Schüler aus dem Ausland teil. Sie werden von den deutschen Auslandsschulen vorgeschlagen oder von einer der ausländischen Organisationen, mit denen die Deutsche SchülerAkademie zusammenarbeitet. Der Brasilianer Richard, 18, wurde mit einem Stipendium von der Deutschen Schule São Paulo nach Hilden geschickt. Er spielt Oboe, hat schon mehrere Musikwettbewerbe gewonnen und möchte nach dem Abitur an der Hanns-Eisler-Musikhochschule in Berlin studieren. Vor der Akademie nutzte er einen Aufenthalt in der deutschen Hauptstadt, um dort bei Professoren vorzuspielen. Abends ging er in einer Woche 5-mal in die Oper. Die Rumänin Ana, 17, gewann den 1. Preis bei einem Literaturwettbewerb der Deutschen Botschaft in Bukarest. Sie wurde der SchülerAkademie von der Deutschen Schule Temeswar empfohlen. Ana findet das intellektuelle Niveau der Akademie "ziemlich hoch und ist "beeindruckt, was hier geleistet wird! Text und Fotos: Jörg-Manfred Unger |