JUMA 4/2005 Seiten 06-07

  Kreativer Unterricht

Was macht die Kunst?
Am Johann-Gottfried-Herder-Gymnasium Köln

Alle Lebensmittel wurden aus alten Zeitungen hergestellt.
Es ist eine schrecklicher Traum: "Das große Fressen“. Hamburger mit einem halben Meter Durchmesser. Pommes, so dick wie ein Arm. Colabecher in der Größe eines Eimers. So etwas haben die Fastfood-Restaurants in der Nähe der Schule nicht auf dem Programm. Doch 24 Schüler der 8. Klasse haben den Alptraum in die Wirklichkeit gebracht. Mit Papier, Draht, Leim und Farbe haben sie die Monster-Lebensmittel gebaut. Pünktlich zum Schuljahresende kommen die Objekte auf den Tisch.
Kunstlehrerin Sibylle Lutz hat das Projekt im 2. Schulhalbjahr begonnen. Zuerst zeichneten die Schüler Entwürfe. Dann bauten sie die Grundformen. Um diese Formen klebten sie Zeitungspapier. Zum Schluss kam die farbige genaue Gestaltung an die Reihe. So entstanden jede Menge Pizzas, Hamburger, Eistüten und Süßig- keiten im XXL-Format. "Es macht Spaß, kreativ zu sein“, findet Lucas, 14. "Erst traut man sich so etwas gar nicht zu. Doch man ist stolz, wenn man es geschafft hat.“
Eine Doppelstunde pro Woche haben Lucas und seine Mitschüler Unterricht bei Frau Lutz. Kunstunterricht ist in Deutschland ein Nebenfach. An vielen Orten fehlen Fachlehrer. Die 8. Klasse in Köln hat darum nur in einem Halbjahr Kunst. "Schade“, findet die Lehrerin, "denn unsere Welt ist geprägt von Bildern.“ Bei ihrem Projekt können die Schüler einen Teil ihrer Lebenswelt einbringen. Fastfood gehört bei den Jugendlichen zum Alltag. Doch es geht nicht nur ums Basteln und Malen. Die Pädagogin möchte, dass die Schüler ihr eigenes Arbeiten beobachten und so andere Bilder oder Objekte besser verstehen lernen. Darum sind Skizzen und Notizen ein wichtiger Teil der künstlerischen Arbeit.
"Früher haben wir nur Bilder gemalt“, erzählt Karoline, 14, "doch dieses Projekt fand ich schöner.“ Richtig wichtig finden die meisten Schüler den Kunstunterricht allerdings nicht. Niklas, 14 sagt: "Mit Kunst kann man später nicht viel machen, darum ist das Fach nicht so wichtig.“ Nur Kevin, 14, ist anderer Meinung. Der Grund: "Ich könnte mir vorstellen, später einmal als Grafiker Werbeanzeigen zu gestalten.“
Christian Vogeler