JUMA 4/2004 Seite 28-30
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Stars aus Plastik Seit fast 100 Jahren entstehen in Köln Puppen für die Schaufenster in aller Welt
Heute sind die Figuren aus Kunststoff. Dr. Moch lässt sie bei großen Aufträgen in Asien herstellen. Das ist preiswerter. Doch die kreativen Köpfe sind in der kleinen Kölner Fabrik zu Hause. Hier entwerfen die Mitarbeiter neue Schaufensterpuppen. Sie bauen auch erste Modelle. Das geschieht in der Werkstatt im Keller. Es riecht nach Farbe. Frisch lackierte Arme und Beine hängen zum Trocknen an der Decke. In einer Ecke stehen perfekte Körper ohne Köpfe. Doch es gibt auch echte Menschen hier: An einem großen Tisch arbeitet der irakische Bildhauer Twana Kushnau. Er hat einen Männerkopf aus Lehm in der Hand. "Ich modelliere ihm eine neue Frisur", erklärt er. "Er soll jung und sportlich aussehen." Ein moderner Typ also.
Heute wünschen viele Kunden hübsche Jungs: flotte Typen wie zum Beispiel Pop- und Rockmusiker. Firmenchef Dr. Moch nennt sie die "süßlichen Knaben". Ihre weiblichen "Partnerfiguren" blicken frech und arrogant. Die jungen Frauen- und Männerpuppen tragen oft knallbunte Haare: in Blau oder Orange. Und es gibt noch eine Modewelle. Immer mehr Geschäfte und Kaufhäuser wollen die Figuren ohne Köpfe kaufen. Das ist angeblich "cool". Dr. Moch hat darum im Moment einige Köpfe übrig ... Das Kölner Unternehmen verkauft jährlich 4 000 Puppen weltweit. Die Figuren stehen nicht nur in Bekleidungsgeschäften. Auch Film und Theater benötigen ab und zu welche. Ein Museum hat ebenfalls schon Puppen bestellt. Aber nicht mit schönen roten Lippen und rosa Wangen, sondern mit Blutergüssen und blauen Flecken. Sie waren für ein Foltermuseum. Dr. Mochs Mitarbeiterin Joanna Urbanowicz hat die Figuren von Hand lackiert - und sich über diese gruselige Abwechslung sehr gefreut: "Endlich mal nichts Schönes!" Annette Zellner |
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