JUMA 3/2004 Seiten 08-11

 
Manchmal gibt es Dinge, von denen man sich auf keinen Fall trennen würde.

Ans Herz gewachsen

SABRINA, 18, und ihre Ballettschläppchen
Vor 13 Jahren hat Sabrina das erste Mal einen Ballettsaal betreten. Die Schläppchen aus der ersten Stunde hat sie immer noch, auch wenn sie ihr heute natürlich nicht mehr passen. Die alten, durchgetanzten Schuhe liegen gut aufbewahrt zu Hause bei ihrem Vater in einem Schrank. Er ist sehr stolz auf seine Tochter und ihre sportlichen Erfolge. Dabei wollten Sabrinas Eltern zuerst überhaupt nicht, dass sie mit dem Ballett anfängt. Es dauerte sehr lange, bis Sabrina sie überredet hatte. Die Kölner Schülerin würde ihre Schläppchen nie wegwerfen. Schließlich wecken die Schuhe Erinnerungen an aufregende Zeiten. Damals stand sie mit völlig fremden Kindern in einem riesigen Saal und machte die ersten Übungen. Mit einigen Mädchen von damals trainiert Sabrina auch heute noch ihr Lieblingshobby, das Ballett. Wie viele Schläppchen sie bis heute durchgetanzt hat, weiß sie nicht mehr. Doch ihre ersten Ballettschuhe vergisst sie nie!

FELIX, 18, und sein Mäppchen
Das Mäppchen von Felix hat eine lange Geschichte. Er hat es von seinen Eltern vor 12 Jahren zur Einschulung geschenkt bekommen. Felix hebt viele Dinge in seinem Mäppchen auf, die dort eigentlich gar nicht hingehören. So sind zum Beispiel Postkarten darin, die er von seinem Lehrer für eine gute Note bekommen hat. Bis jetzt hat ihm das Mäppchen bei Tests in der Schule immer Glück gebracht. Als er es einmal vergessen hatte, hat er direkt eine schlechte Note geschrieben. Die anderen in seiner Klasse gucken immer etwas merkwürdig, wenn Felix sein grünes "Kindermäppchen" mit den bunten Tieren darauf auspackt. Doch Felix fällt gerne auf. Den Eintrag "Felix, Klasse 1 A" hat er bis heute noch nicht geändert, obwohl er mittlerweile in der 12. Klasse ist.

KATRIN, 18, und ihr Schmuck
Katrins Ringe und ihr Gürtel sind älter als sie selbst. Ihre Mutter hat sie vor 25 Jahren in Spanien gekauft und getragen, als sie so alt wie Katrin war. Die Schülerin aus Wesseling liebt die Schmuckstücke und würde sie am liebsten immer tragen. Die anderen Mädchen in ihrer Klasse haben sie schon oft gefragt, woher sie die schönen Ringe hat. Doch diesen Schmuck kann niemand mehr kaufen. Wenn Katrin einen ihrer Ringe nicht trägt, fehlt ihr direkt etwas. Einmal hatte sie einen der Ringe verlegt. Sie guckte den ganzen Tag auf ihren Finger und ärgerte sich. Am Abend stellte Katrin sofort ihr ganzes Zimmer auf den Kopf, bis sie den Ring gefunden hatte. Auch der schwarze Ledergürtel ist ihr ans Herz gewachsen. Er musste mittlerweile schon einige Male geklebt werden. Leider ist er nicht mehr sehr stabil. Kein Wunder: Katrin trägt den Gürtel fast jeden Tag.

KLAUDIA, 17, und ihr Poesiealbum
Die meisten Mädchen hatten in der Grundschule ein Poesiealbum. Das ist ein Buch, in das Mitschüler, Freunde und Lehrer Gedichte und Sprüche hineinschreiben. Für Klaudia hat ihr Album jedoch eine besondere Bedeutung. Denn sie ging nach der 4. Klasse auf ein weit entferntes Gymnasium. Darumi verlor sie fast alle ihre alten Klassenkameraden aus den Augen. Zunächst fiel ihr das überhaupt nicht auf. Doch mittlerweile vermisst sie die Mädchen und Jungen sehr. Viele sind in den letzten Jahren umgezogen oder nicht mehr erreichbar. Ein Klassentreffen kann Klaudia darum nicht organisieren. Nun bleiben ihr nur noch die Erinnerungen. Oft schlägt sie ihr Poesiealbum auf und liest die vielen bunten Texte in kindlicher "Krakelschrift". Fast jede Seite in ihrem rosa Album ist mit kleinen Sprüchen und Malereien gefüllt.

MAREEN, 18, und ihre Babydecke
Viele Kinder bekommen zu ihrer Geburt ein Kuscheltier geschenkt, das sie ihr ganzes Leben begleitet. Mareen bekam von ihrer Großmutter eine rosa Decke. Als Baby krabbelte sie darauf herum. Später lag die Decke in ihrem Bett. Wenn Mareen traurig war, kuschelte sie sich an die weiche Wolldecke. Direkt ging es ihr wieder besser. Darum blieb die Decke. Vor einigen Wochen
allerdings hat Mareens Mutter sie beim Aufräumen in den Bettkasten getan. Als Mareen am Abend in ihrem Bett lag, merkte sie, dass irgendetwas fehlte. Ihr fiel zunächst nicht ein, was. Doch dann wusste sie: Es war die Babydecke! Sie war immer da gewesen, ohne dass Mareen sie besonders beachtet hatte. Sofort stand sie auf und holte die Decke wieder aus dem Bettkasten und legte sie in ihr Bett. Erst dann konnte sie einschlafen.

ANKE, 18, und ihr Löwe
Zuerst hatte sie Angst: Als Anke ihren Löwen bekam, war sie gerade vier Jahre alt. Der kleine Löwe war damals in ihren Augen ein riesiges Monster. Eine Patentante hatte ihr das Kuscheltier zum Geburtstag geschenkt, weil Anke im Sternzeichen Löwe geboren wurde. Als sie am Abend ins Bett gehen sollte, nahm sie das Stofftier ganz mutig mit. Doch sie bekam Angst: Vielleicht verwandelte es sich ja in einen richtigen Löwen, der sie auffrisst! Also setzte sie den Löwen vor ihre Zimmertür. Doch dann kam ihr eine andere Idee: Vielleicht frisst er ja ihre Eltern! Ihre Mutter beruhigte sie. Nach einigen Tagen gewöhnte sie sich an das Kuscheltier - und wollte ihn auf keinen Fall mehr aus dem Zimmer bringen. Noch heute darf der Löwe bei ihr im Bett schlafen. Er hat mittlerweile ein ziemlich zotteliges Fell, weil er schon so oft gewaschen wurde. Auch seine Mähne sieht nicht mehr so schön aus wie früher. Aber das ist Anke egal. Der große Löwe hat vor einigen Jahren sogar einen kleinen Löwen dazu bekommen.