JUMA 1/2004 Seiten 04-07

 
  Moment mal!
Ein ganzes Dorf spielt Theater
Wir befinden uns in Heersum, einem kleinen Ort in Norddeutschland. Das ganze Dorf ist von einem Fluss überschwemmt. Nur der Kirchturm ragt noch heraus, denn skrupellose Bösewichte treiben ihr Unwesen. Um der Sache auf den Grund zu gehen, starten die Dorfbewohner ein Unterseeboot. Beim Tauchgang entdecken sie ein geheimnisvolles Schiffswrack auf dem Meeresboden: Die Meersum. Nach diesem Schiff wurde auch das Theaterstück benannt, um das es sich hier handelt. In Heersum ist Theaterspielen nichts Ungewöhnliches. Seit mehr als 10 Jahren üben die Dorfbewohner jedes Jahr ein neues Stück ein. Ganze Vereine, Familien und Jugendgruppen verzichten auf ihre Sommerferien, weil sie an den Wochenende lieber ”Rübe Null“, ”Aste Rix“ oder ”Bördiana Jones“ zum Besten geben. Ob Scheune, Rübenacker oder Feuerwehrteich - das ganze Dorf wird dann zur Open-Air-Bühne.

Im Pferdesattel zum Unterricht
An der Gesamtschule in Neustadt an der Dosse können die Schüler Reiten als Unterrichtsfach belegen. Der kleine Ort im Brandenburger Land besitzt eines der größten Gestüte in Deutschland. Schon König Friedrich Wilhelm II. ließ hier seine Pferde züchten. Auf die Idee mit dem Reitunterricht kam Rektor Lothar Linke, als der Schule die Schüler ausblieben. Inzwischen kommen Jugendliche sogar von weit her. Die meisten von ihnen sind in Gastfamilien untergebracht. Im Reitunterricht lernen sie nicht nur Traben und Treiben. Wenn sie zum Beispiel den Futterbedarf eines Pferdes errechnen oder seinen Körperbau erläutern, werden auch Fächer wie Mathematik und Biologie berührt. ”Durch den Reitunterricht lernen die Schüler in allen Fächern viel motivierter“, findet inzwischen der Rektor.

Literarische Mutprobe
Gedichte und literarische Texte gehören zum Deutschunterricht wie das Abc zur Schule. Doch Schüler, die selber schreiben, findet man eher selten. ”Warum eigentlich?“, fragte sich Dorothea Weinell, Studienrätin am Gymnasium Sulingen und gründete eine Literaturwerkstatt. ”Zuerst musste ich die Schüler noch überreden mitzumachen“, erinnert sich die Lehrerin. Denn es gehört schon Mut dazu, seine Gedanken aufzuschreiben und mit anderen darüber zu sprechen. Noch mehr Mut brauchten die Schüler für ihre erste öffentliche Lesung. Im Bürgerhaus der Stadt trugen sie ihre Texte einem breiten Publikum vor. Besonderes Lob erhielten sie anschlie- ßend von ihren nicht schreibenden Mitschülern. ”Es wäre doch schön, im Deutschunterricht auch mal Texte von Gleichaltrigen durchzunehmen“, fanden diese.

Abc des Kochens

Viele Jugendliche ernähren sich ungesund, am liebsten von Fastfood. Die Essgewohnheiten seiner Schüler aber haben Andreas Petzold aus Wiesbaden schon immer geärgert. Pommes und Hamburger haben den Geschmackssinn der Jugendlichen verdorben, klagt der Lehrer an der Sophie-und-Hans-Scholl-Gesamtschule. Darum gründete der begeisterte Hobbykoch eine ”Esswerkstatt“ an seiner Schule. Dort bringt er jetzt den Schülern das Abc des Kochens bei. Und nicht nur das! Zweimal pro Woche steht er selbst am Herd, um für rund 100 Stammgäste ein leckeres Mittagessen zu ko- chen. Anstatt Pizza und Fischstäbchen gibt es dann ”Zander mit Balsamico-Risotto“ oder ”Pfannkuchen à la Saltimbocca mit Schinken und Salbei“. Dazu gibt es selbst gemachten Apfelmost. Kein Wunder, dass viele Schüler jetzt gern in der Schule essen.


Fremde Augen sehen anders

Was fotogafieren Kinder und Jugendliche aus verschiedenen Ländern, wenn sie nach Deutschland kommen? Die Antwort gab ein Projekt der Gesellschaft für technische Zusammenarbeit (GTZ).
Die GTZ schickte einen umgebauten roten Omnibus mit 15 jungen Fotografen aus 8 Ländern 3 Wochen durch die Bundesrepublik. Die Mädchen und Jungen fotografierten, was sie selbst für vorzeigens- und nachdenkenswert hielten. Die Ergebnisse sammelten sie in einem Fototagebuch. Die Arbeiten und Informationen über das Projekt findet man im Internet unter www.gtz.de/imagine.


Kein Blut für Dracula
”Wir kriegen kein Blut ab“, beklagen sich diese vier Vampire. Aus gutem Grund: Die Dame auf dem Bild spendet ihr Blut für das Deutsche Rote Kreuz. Das veranstaltet regelmäßig Blutspender-Partys auf Schloss Dracula in Schenkendorf südöstlich von Berlin. Der Urahn des Fürsten Dracula, Ottomar Rodolphe Vlad Dracula Prinz Kretzulescu, lädt persönlich zur Blutspende ein. Der adoptierte Nachfahre hat das Fürstentum Dracula in Brandenburg gegründet. Sein Schloss ist nicht nur Treffpunkt für Blutspender, sondern für alle, die Interesse an mittelalterlicher Geschichte und Lebensweise und an der Sage von Vlad Tepes, dem berühmten Vorfahren von Prinz Kretzulesco, haben.

Baggern zum Spaß
Einmal im Leben Bagger fahren - dieser Traum kann wahr werden. Ein findiger Unternehmer östlich von Berlin bietet nämlich ”Spaßbaggern“ an. Jeder kann mitmachen. Vier verschiedene Bagger stehen zur Auswahl. Ein Techniker erklärt, wie es funktioniert. Dann kann es losgehen. Man fängt mit einem kleinen Bagger an. Mit ein wenig Übung darf man am Ende einen großen Bagger bedienen. Ein Loch baggern, einen Graben ausheben, hinterher wieder alles zuschütten - solche Aufgaben stellen sich die Hobby-Baggerfahrer. Das ist gar nicht so leicht: Baggerfahrer müssen in drei Dimensionen denken und mit Füßen und Händen die Hebel und Knöpfe im Führerhaus geschickt bedienen können. Nach zwei Stunden Üben schaffen das die wenigsten. Trotzdem gibt es als Anerkennung das ”Spaßbaggerfahrer-Diplom“.

Müde Schüler
Morgens früh um acht Uhr beginnt in Deutschland die Schule. Das ist den meisten Schüler ein Gräuel! Und es ist der Hauptgrund für ihre Freude auf die Ferien, in denen sie länger schlafen dürfen. Der Widerwillen ist berechtigt. Denn jetzt fanden Schlafforscher heraus: Der frühe Schulbeginn entspricht nicht ihrem Lebensrhythmus. Schulkinder brauchen mehr Schlaf als Erwachsene, stellten sie fest. Allein durch einen späteren Start könnte ihre Leistungsfähigkeit erhöht werden. Da hilft auch kein früheres Zubettgehen!
”Mutti“ ist passé
Stirbt die Anrede ”Mutti“ aus? Glaubt man den Sprachforschern in Deutschland, könnte man es jedenfalls annehmen. Denn die meisten Kinder reden ihre Eltern am liebsten mit Vornamen oder mit einem Spitznamen an, behaupten die Experten. Aber auch ”Mum“ und ”Dad“ sind stark im Kommen. Die amerikanischen Serien im Fernsehen dienen als Vorbild. Von den klassischen Anreden der Mutter konnte sich nur der Ausdruck ”Mama“ halten. Warum Jugendliche lieber ”Mama“ als ”Mutti“ sagen? Auch dafür haben die Sprachforscher eine Erklärung gefunden: "Mama" sind die Laute, die man als Baby am leichtesten lernt.