JUMA 2/2004 Seite 27

 
 
Die eigene Meinung vertreten, fair diskutieren, andere ausreden lassen - darum geht es bei Debattierwettbewerben, die in allen Bundesländern stattfinden.

Wettbewerb im Debattieren

Gute Argumente

Vanessa steht auf der Bühne und strahlt. Kein Wunder: Die 16-Jährige hat gerade den ersten Platz im Wettbewerb ”Jugend debattiert“ gewonnen. Es ist das Finale in Nordrhein-Westfalen, dem größten Bundesland in Deutschland. 16 000 Schüler in ganz Deutschland haben an dem Wettbewerb teilgenommen. Vanessa und die anderen Landessieger dürfen zum Finale in die Hauptstadt Berlin fahren! Das Publikum klatscht. Ihre Mitschüler und Freunde jubeln.
Gemeinsam mit drei anderen Schülern hat Vanessa vor 500 Zuschauern ein aktuelles Thema diskutiert. Es hieß: ”Sollen Gerichtsverhandlungen im Fernsehen übertragen werden?“ Die vier hatten für ihre Debatte genau 24 Minuten Zeit. Zuerst durfte jeder zwei Minuten allein seine Meinung sagen. Dann gab es eine gemeinsame Diskussion, die 12 Minuten dauerte. Zum Schluss hatte jeder noch mal eine Minute Zeit für seine Argumente. Vanessas Meinung war, dass Gerichtsprozesse im Fernsehen nicht gezeigt werden sollen. Das hatte sie deutlich gesagt. Vanessa fürchtet, dass das Fernsehen mit den Gerichtssendungen nur Geld verdienen will. Außerdem meinte sie, dass die Sendungen die Wirklichkeit verzerren und die Beteiligten Schaden nehmen könnten. Sie betonte: ”Die Persönlichkeitsrechte müssen geschützt werden.“
Die zweite Schülerin in der Gruppe hatte eine ganz andere Meinung. Sie war dafür, die Verhandlungen im Fernsehen zu zeigen. Sie wollte aufklären: ”Viele wissen nicht, wie ein Prozess abläuft.“ Aber sie sagte auch: ”Alle Beteiligten müssen mit der Fernseh-Übertragung einverstanden sein.“
Es ging nicht darum, wer am lautesten seine Meinung sagte und wer unbedingt Recht haben wollte. Der Wettbewerb soll Jugendliche dazu anregen, fair zu diskutieren. Das ist wichtig in einer Demokratie. Eine faire Debatte ist aber nicht so einfach: Man muss dem anderen nämlich wirklich zuhören und er muss ausreden dürfen. Man selbst darf auch nicht zu viel reden - also bloß nicht die anderen ”totquatschen“!
Die Gewinnerin Vanessa hat das alles prima gemacht. Die Jury meinte: Sie hatte gute Argumente und drückte sich klar und überzeugend aus. Annette Zellner