JUMA 1/2004 Seite 26
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Deutschlands erste Jugendstraße in Berlin
Für Autos: Durchfahrt verboten!
Schon jetzt sind zwei Schulen, zwei Kindertagesstätten und ein Jugendzentrum hier. Jetzt wird die Straße umgebaut. Eine Skaterbahn und eine mobile Bühne für Konzerte und Theateraufführungen sind geplant. Rasen und Bäume werden angepflanzt. "Es wird zwei oder drei Jahre dauern, bis alles fertig ist", sagt der 19-jährige Sven. Er kümmert sich im Jugendzentrum Manege um die Jüngeren. Die meisten sind Schüler. Sie wissen nach dem Unterricht mittags oft nicht, was sie machen sollen. Denn in Neukölln ist nicht viel los. Die Arbeitslosigkeit liegt bei mehr als 20 Prozent; viele Jugendliche finden keinen Ausbildungsplatz. Sie gehen Gelegenheitsarbeiten nach. Ansonsten: "Herumlungern", nichts tun, die Bierflasche kreisen lassen - für Neuköllner Jugendliche gehört das zum Alltag. Keine Vorbilder für Jüngere! Doch einige engagieren sich auch - wie Sven - im Jugendzentrum Manege. Zum Beispiel Rui Costa. Wie er sind die meisten Jugendlichen hier nicht in Deutschland geboren, sondern als Kinder mit ihren Eltern nach Berlin gezogen. Der 18-jährige Rui Costa wurde in Spanien geboren, der 17-jährige Abo Samar in Kolumbien. Nehas kommt aus dem mazedonischen Teil Albaniens, der 8-jährige Bray aus Kosovo-Albanien. Einige von ihnen haben mittlerweile die deutsche Staatsangehörigkeit, andere warten darauf. Rui Costa, Sven und die anderen bringen den Jüngeren bei, was sie selbst am besten können. "Damit die nicht auf der Straße hängen", sagt Nehas. Er ist der Internet-Fachmann im Jugendzentrum, Bray ist Kick-Boxer. Auch wie man Kunst-Skulpturen herstellt, kann man lernen. Ein riesiger Frosch, der eine Fackel in der Hand hält, steht am Eingang der Jugendstraße. "Der soll zeigen, wie wichtig uns der Erhalt der Natur ist", erzählt der 19-jährige Nehas, und die Fackel soll Freiheit symbolisieren. Für Sven, Nehas und die anderen hat das Jugendzentrum eine Aufgabe, die sie beschäftigt. Für ihre Lehrgänge bekommen sie ein bisschen Geld. "Wir wollen mit unserem Angebot auch etwas gegen die Kriminalität tun", sagt Rui Costa. Denn aus Langeweile begehen manche Jugendliche eine Straftat. Zur Eröffnung der Jugendstraße haben sie sämtliche Nachbarn und auch die Jugendlichen aus der Umgebung eingeladen. Ein Modell zeigt, wie die Jugendstraße später einmal aussehen soll. Dort kann man schon die Halfpipe (1) für die Skater und eine Graffiti-Wand sehen. "Da können die Jugendlichen legal sprühen", sagt Sven. Ans Ende der Straße soll ein Jugendhotel. "Damit Gäste von außerhalb hier günstig übernachten können." Klaus Martin Höfer 1 Halfpipe (engl.: halbe Röhre) - Anlage für Skater |