JUMA 3/2003 Seiten 16-18
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Punk ist NICHT tot
Schmuck aus Müll und Sicherheitsnadeln durch Nase, Ohren und Wangen gestochen, grell gefärbte Haare und abgerissene Kleidung - so erschreckten
Die meisten Punkbands verschwanden in den 80-er Jahren aus den Hitlisten. Die Punkmusik wurde von der "Neuen Deutschen Welle abgelöst. Wütende Lieder wurden durch spaßige Texte ersetzt. Der Sänger Markus verlangte "Ich will Spaß. Nur noch wenige Jugendliche blieben der Punkbewegung treu. 25 Jahre nach ihrer Geburt lassen sich Fußballspieler wie David Beckham und Christian Ziege die Haare zum Irokesenschnitt schneiden. Viele Jugendliche machen es ihnen begeistert nach. In jedem Modegeschäft bekommt man heute T-Shirts mit der Aufschrift "Anarchy und Nietengürtel: Der Punk ist wieder da - als Mode für jedermann. Einer, der kein Mode-Punker ist, sondern auch heute noch ein Punker aus Überzeugung, ist Paddi. Mit 15 Jahren lief Paddi, seinen bürgerlichen Namen sagt er nicht so gerne, von zu Hause weg. "Mir war es einfach zu eng und zu kalt in Kiel, erinnert sich der 21-Jährige. Er wollte da raus. Mit seinen Eltern hatte er sich eigentlich ganz gut verstanden. Doch sein Elternhaus war ihm zu klein geworden. Über Hamburg und Berlin kam er irgendwann nach Köln. Gemeinsam mit seinem Hund Shadow lebt er jetzt mit anderen Punks und vielen Hunden in einem baufälligem Haus am Rhein. Schule und Ausbildung waren für ihn viele Jahre nicht wichtig. Mit Freunden rumhängen, unabhängig und frei sein - so wollte er leben. Er war gern auf der Straße. "Mitleid wollte ich nicht, sagt Paddi. Er mag die Solidarität unter den Punks. "Wir teilen, was wir haben. Das Aussehen spielt keine Rolle. Wir haben uns und wir sind gesund, das reicht, fand er lange Zeit. Ein bisschen geändert hat sich seine Einstellung im Laufe der Zeit aber schon. Mittlerweile hat er den Hauptschulabschluss nachgeholt und macht jetzt eine Lehre als Tischler. "Eigentlich würde ein Punk nie arbeiten gehen, erklärt Paddi, aber er denkt jetzt an seine Zukunft. Am liebsten möchte er nach der Lehre mit seinem Hund dahin reisen, wo es wärmer ist. Ein Haus auf dem Land mit Freunden und vielen Hunden gehört auch zu seinem Lebenstraum. Doch so normal wie seine Schulkameraden von früher möchte er nie mehr leben. Nur manchmal fehlt ihm das gute Essen seiner Mutter. |