JUMA 1/2003 Seite 18-19


Stoff Für Zoff

Das unordentliche Zimmer, die neuen Klamotten oder die schlechten Zensuren - es gibt genug Anlässe für Zoff (Ärger) mit den Eltern. JUMA sprach darüber mit Michaela, Melanie, Benjamin und Andreas.

Michaela stört die Unordnung in ihrem Zimmer nicht. Ihre Mutter findet das Chaos "entsetzlich“.
Michaelas Zimmer sieht aus, als sei der Blitz eingeschlagen. Auf dem Fußboden liegen Pullover, Hosen und Strümpfe. Dazwischen einige Hefte, Schminkutensilien, leere Tüten und Getränkedosen. Die Unordnung stört Michaela, 17 Jahre, nicht. „Aufräumen? Nein, danke! Ich gehe lieber raus und treffe mich mit Freunden. Oder ich liege auf dem Bett und gucke Fernsehen“, sagt sie kühl über das Chaos. Ihre Mutter findet den Anblick entsetzlich. Aber was tun? "Selbst das Zimmer aufräumen? Das sehe ich nicht ein!“, sagt die Mutter. Darum kam es zwischen beiden immer wieder zum Streit. Manchmal knallten dabei sogar die Türen. Inzwischen haben beide einen Kompromiss gefunden. In ihrem Zimmer darf Michaela aufräumen, wann sie will. In dem anderen Teil der Wohnung muss sie dagegen Ordnung halten.

Melanies Problem: Sie lernt zu wenig für die Schule - meinen die Eltern. Sie selbst meint, dass es reicht.
Ihre Freundin Melanie, 16 Jahre, hat andere Probleme. Die Eltern meinen, sie lernt zu wenig für die Schule. "Warum soll ich für eine Klassenarbeit lernen? Ich schreibe auch so eine Drei“, verteidigt sich Melanie. Die Eltern regt das auf. "Je mehr Druck sie ausüben, desto weniger mache ich“, zeigt sich Melanie stur. Noch ein Diskussionsthema: das Ausgehen. "Ich bin oft mit Freunden unterwegs. Die dürfen bis drei oder vier Uhr nachts weg bleiben. Meine Eltern holen mich spätestens um zwei Uhr ab. Da krieg ich direkt die Krise“, berichtet die Schülerin und verzieht das Gesicht. Sicherlich darf sie mehr als andere in ihrem Alter. Das gibt Melanie zu. Doch um das Ausgehen streitet sie immer wieder mit ihrer Mutter. Sie sagt: "Mit 18 bleibe ich so lange weg, wie ich will.“ Bis dahin muss sie sich an die Anweisungen ihrer Mutter halten. Nur mit ihrer älteren Cousine darf Melanie länger ausgehen. "Dann darf ich bleiben, so lange ich will“, sagt sie.

Benjamin kam mal zu spät nach Hause. Zur Strafe gab es Hausarrest. Jetzt ist er froh: Es gibt keinen Streit mehr zu Hause.
Und Benjamin, 16 Jahre?
"Wenn ich die Bahn verpasse oder mich verspäte, rufe ich an und sage Bescheid.“ Das hat er mit seiner Mutter verabredet. Der Schüler hat Verständnis, dass sie sich Sorgen macht. Einmal kam er um drei Uhr nachts von seinen Freunden heim - ohne die Erlaubnis seiner Mutter. Es gab Streit und eine Woche Hausarrest. "Und das mitten in den Ferien“, stöhnt Benjamin.
Inzwischen hat er sich wieder mit seiner Mutter vertragen. "Sicherlich liegt es daran, dass ich kaum noch Kontakt zu den Leuten von damals habe“, glaubt Benjamin. Er ist froh, dass es keinen Streit mehr zu Hause gibt.

 
Diese Hosen mag die Mutter von Andreas nicht. Doch der verteidigt seinen persönlichen Stil.
"Von meinem Taschengeld
kann ich mir kaufen, was ich will“, findet
Andreas, 16 Jahre.
Auch zum Anziehen. Das sind vor allem sehr weite Hosen, bei denen der Schritt bis in die Kniekehlen hängt. Solche Hosen aber kann seine Mutter überhaupt nicht leiden. "Junge, zieh’ doch mal was Anständiges an“, ist deshalb ihr Rat. Andreas jedoch ignoriert diese Bitte. "Das ist eben mein Stil“, verteidigt er sein Aussehen, "und ich lasse mir von niemanden da reinreden. Auch nicht von meiner Mutter.“ Die Mutter nimmt es inzwischen mit Humor: "So gehe ich mit dir nicht aus dem Haus“, sagt sie manchmal. Andreas lächelt darüber. Denn das ist bis heute noch nicht passiert.
Warum Jugendliche mit ihren Eltern streiten? In der Pubertät beginnen Kinder über ihre Bedürfnisse, Regeln und Pflichten neu zu verhandeln. Darf ein Freund oder eine Freundin über Nacht bleiben? Wie hoch ist das Taschengeld? Was ist, wenn man den Spätfilm im Fernsehen sehen will? Bisherige Verbote zählen nicht. Einseitige oder starre Regeln provozieren Widerstand. Kompromisse sind gefragt. "Je mehr man streitet, umso schlimmer wird es“, meint Michaela. "Ich habe eine Freundin, die ist von Zuhause ausgerissen. Jetzt darf sie gar nichts mehr.“ - "Eigentlich“, sagen alle vier, "verstehen wir uns gut mit unseren Eltern.“

Petra Kroll.