JUMA 4/2002

  Die Besserwisser

Für ein Interview mit den Wise Guys, einer Kölner A-cappella-
Gruppe, wurde JUMA-Schülerpraktikantin Kristina, 17 Jahre, in die Zentrale der Band eingeladen. Ihre Gesprächspartner waren Ferenc Husta und Marc Sahr ("Sari“).

Sie haben zusammen jede Menge Spaß, wenn sie auf der Bühne stehen, und das überträgt sich aufs Publikum: die Wise Guys Ferenc und Dän (oben v.l.n.r.), Clemens, Eddie und Sari (unten v.l.n.r.)
JUMA: "Wise Guys“ heißt "Besserwisser“. Wie entstand dieser Name?
Wise Guys: Die Anfänge unserer Band liegen in der Schulzeit. Vier von uns fünf waren zusammen in einer Schulklasse. Dort waren wir immer als die Besserwisser verschrien, weil wir Latein gelernt haben. Da haben wir Besserwisser einfach ins Englische übersetzt und zum Bandnamen gemacht. Der Name ist eher ironisch gemeint.
JUMA: Was ist eigentlich A-cappella?
Wise Guys: Der Begriff A-cappella bedeutet "wie in der Kapelle“. Dort haben früher die Mönche vor allem ohne Instrumentenbegleitung gesungen. Wir singen auch ohne Begleitung von Instrumenten, nur mit dem, was die Stimmen hergeben. Klar versuchen wir manchmal Instrumente zu imitieren. Es ist zum Beispiel eine große Herausforderung, wie eine Trompete zu klingen, aber das reizt uns ja auch.

JUMA: Und warum singt ihr gerade A-cappella?
Wise Guys: Durch die A-cappella-Musik hat man einen direkten Draht zum Publikum, man kann das Publikum direkt ansprechen. Ich denke auch, bei vielen Leuten kommt einfach so ein Aha-Effekt, wenn sie sehen, dass das auch alles ohne Instrumente möglich ist. Außerdem hat es den Vorteil, dass wir keine Instrumente schleppen müssen. Das wäre für uns wirklich sehr unpraktisch und es würde zu lange dauern. (Gelächter)

JUMA: Habt ihr musikalische Vorbilder?
Wise Guys: In der A-cappella-Musik sicher nicht, weil es zu wenige Gruppen gibt, die überhaupt A-cappella-Popmusik machen. Musikalisch unterscheiden wir uns auch von anderen Gruppen, da wir ja nichts nachmachen.

JUMA: Hat jeder bei eurer Musik seinen Part?
Wise Guys: Eigentlich machen alle alles. Nur Ferenc, der macht immer den Bass. Wenn er mal eine Hauptstimme hat, muss jemand anderer den Bass übernehmen. Allgemein hat man immer eine Hauptstimme und einen Bass. Die anderen drei teilen sich dann die restlichen Akkorde auf.

JUMA: Ihr seid früher auf Hochzeiten und Firmenfeiern oder als Straßenmusiker aufgetreten. Wie war das damals?
Wise Guys: Ursprünglich war unsere Musik ein reines Hobby. Doch wir wollten nicht immer nur für uns singen. Darum sind wir auf die Straße gegangen und haben dort Musik gemacht. Hier in Köln in der Altstadt, unten am Rhein oder auch auf den Einkaufsstraßen. Das war die optimale Schule für uns, weil man die Leute sofort für sich gewinnen muss und sie dazu bringen muss, dass sie stehen bleiben und einem zuhören – und möglichst noch ein bisschen Geld in den Hut werfen. Irgendwann haben uns Leute angesprochen und gefragt, ob wir nicht auf dem Geburtstag der Oma oder der Hochzeit der Tochter spielen wollen. Dann wurden wir ein bisschen rumgereicht und spielten auf allen möglichen Hochzeiten oder Jubiläen. 1995 haben wir unser erstes Konzert vor 80 Leuten gegeben.
Wir haben alles selbst organisiert.
Das war auch das erste Mal, dass wir ein Programm zusammenhatten, was über zwei Stunden ging.

JUMA: Wie kommt ihr auf die Texte?
Wise Guys: Bei uns schreibt Dän die Texte. Manchmal hat der ein oder andere von uns auch eine Idee zu einem Text. Dän erzählt, dass er viele Tageszeitungen und Zeitschriften liest. Außerdem sammelt er auch Ideen aus dem Fernsehen.

JUMA: Warum singt ihr eigentlich auf Deutsch und nicht auf Englisch oder in einer anderen Sprache?
Wise Guys: Hier in Deutschland versteht man nun mal am besten Deutsch und deswegen singen wir auch auf Deutsch. Man hört ja sonst gar nicht mehr richtig hin, wenn man englische Texte hört. Vielleicht bleibt einem noch die Refrainzeile im Kopf, das war es aber auch schon. Wenn man irgendwelche Leute fragen würde, was der Inhalt eines Songs ist, käme da wohl nicht so viel bei heraus. Außerdem singen wir auf Deutsch, weil wir Dän haben, der gute deutsche Texte schreiben kann.

JUMA: Ihr parodiert bei den Auftritten gerne Leute. Wen parodiert ihr da?
Wise Guys: Wir haben zum Beispiel Britney Spears parodiert, indem wir ihren Song eins zu eins übersetzt haben. Dazu haben wir dann auch noch getanzt und so haben wir uns selbst auch parodiert. Wir nehmen also nicht nur andere auf die Schippe, wir sind auch sehr kritisch uns selbst gegenüber.

JUMA: Wie oft geht ihr eigentlich auf Tournee?
Wise Guys: Wir haben im Jahr ungefähr 5–6 Touren, die gehen dann so
1 1/2 bis 2 Wochen. Außerhalb Deutschlands gehen wir noch nicht auf Tournee, aber im letzten Jahr sind wir einmal vom Goethe-Institut in Washington eingeladen worden. Da haben wir dann vor dem Verband der Deutschlehrer ein Konzert gegeben. Die Zusammenarbeit war so gut, dass wir eine Tournee durch die USA planen, überall da, wo Deutsch gesprochen wird, wo Deutsch auch an den Universitäten gelehrt wird und wo es das Goethe-Institut gibt.

1 alles dreht sich um etwas – etwas steht im Mittelpunkt des Interesses
2 Energiebündel - ugs. hier für: Tier mit viel Energie
3 (mit einem Hund) Gassi gehen – den Hund ausführen