JUMA 4/2002

 
Poetische Klänge

Der Kontrabass knurrt und ächzt, Keyboards und Gitarre weben Harmonien ein, das Schlagzeug setzt gefühlvoll die rhythmischen Akzente, und über allem erheben sich eine Trompetenmelodie und die Stimme von Markus Maria Jansen. „Gefeiert, getrunken, gelogen, die Nacht um den Schlaf betrogen, und alles was bleibt, ist Müdigkeit“, heißt es im ersten Lied auf der CD der Gruppe „Jansen“. Die Musik der Band wirkt sehnsüchtig, die Texte sind poetisch und ähneln Balladen. Das hohe Niveau resultiert aus jahrelanger Erfahrung – Markus Maria Jansen hat mit der Gruppe „M. Walking OnThe Water“ zwölf Jahre lang Songs geschrieben und CDs produziert.

100-jähriges Trio

JUMA: Wie lange macht ihr schon Musik?
Besser: Wir sind 3 Musiker. Wenn wir unser Alter zusammenrechnen, sind wir 100 Jahre alt. Und wir haben schon die Hälfte unseres Lebens Musik gemacht.
JUMA: Habt ihr mit Songs von anderen Gruppen angefangen?
Besser: Überhaupt nicht. Wir sind von Anfang an offensiv rangegangen, weil wir nicht von anderen beeinflusst wurden. Wir haben hier in Lüneburg keine Szene, in der sich Musiker zusammentun und sich gegenseitig beeinflussen – da ist es nicht schwierig, eine eigene Identität zu entwickeln.
JUMA: Wie arbeitet ihr heute?
Besser: Wir haben ein eigenes Studio und produzieren uns selber. Wir brauchen niemanden, nur jemanden, der die Platte kauft. Immer wenn wir eine Platte produzieren, machen wir 500 oder 1000 Stück und verkaufen sie auf Konzerten. Das hat sich bisher immer gelohnt.
JUMA: Machen das die meisten jungen Bands so wie ihr?
Besser: Ich glaube, es gibt immer weniger junge Menschen mit gleichen musikalischen Interessen. Früher brauchte man sich gegenseitig, um erstmal einen Sound hinzukriegen. Das ist heute nicht mehr so. Am Computer kann jeder sein eigenes Projekt zu Ende bringen. Deswegen finden die Musiker nicht mehr so zusammen.
Wir geben auch Musikunterricht und haben in Lüneburg ein paar Schüler – die finden kaum neue Mitmusiker. Handgemachte Musik lässt stark nach. Bei Musik muss man sich halt selber disziplinieren, es dauert lange, bis man mal was hinkriegt – ich glaube, da haben viele nicht mehr die Geduld.

Musiker als Comiczeichner



Klaus Cornfield ist Musiker. Mit der Band „Throw that beat in the garbage can“ griff Klaus in die Saiten seiner E-Gitarre und sang lockere Rock-Pop-Songs. Klaus Cornfield ist auch Comic-Zeichner. Seine beiden Figuren Fou-Fou und Haha sind gutmütige und hilfsbereite Gesellen. Sie stolpern in ihren Comic-Abenteuern mehrere Male in ungemütliche Situationen, die sie mit ihrer Naivität immer wieder meistern. Die Episoden einer Reise nach Paris zeigen Fou-Fou und Haha aber nicht nur in bunten Zeichnungen. Dem Comic liegt eine CD-ROM für den Computer bei, auf dem zwei Zeichentrickfilme mit Musik von Klaus Cornfield, zu sehen sind – mehr als reine Comic-Kunst.

Mädchen-Gang

„Parole Trixi“, das sind drei Mädchen namens Christine Schulz an der Gitarre, Sandra Grether mit Gesang und Gitarre und Cordula Ditz am Bass, verstärkt durch Elmar Günther am Schlagzeug. Während Girlgoups in der Regel brav und nett sind, gut tanzen können und auf ihr gepflegtes Äußeres achten, sind „Parole Trixi“ das genaue Gegenteil zu den Vorzeigestars der Plattenindustrie. Sie spielen Punkrock. Die Texte schreien sie ins Mikrofon, eigenwillig und aggressiv. „Parole Trixi“ haben Power – und Mut.

Die Kunst der Andeutung

Im Ruhrgebiet, wo früher die Hochöfen der Stahlwerke ihren Rauch zum Himmel bliesen, haben sich die vier Musiker von „Was Wa Wa“ kennen gelernt. Frank Wickner und Jürgen Schlißke spielen die Gitarren, die zumeist verträumte Melodien, aber auch mal wahre Klanggewitter hervorzaubern. Dazu kommt der Bass von Oliver Siegel und der Rhythmus des Schlagzeugers Dino Pischel. Zusammen spielen sie fragil wirkende Kompositionen, bei denen die Instrumente so minimalistisch wie möglich eingesetzt werden. Die Lieder wirken in Text und Musik wie feine, angedeutete Zeichnungen.

Liedtext „So“ von „Was wa wa“

Ach so läuft das jetzt und ich dachte,
das läuft jetzt alles ganz anders,
so mit Eigenverantwortlichkeit
und die bessere Idee setzt sich durch
und der mit der schlechteren ist aber auch schon noch nicht so schlecht
und alle helfen mit und jeder hat sein ganz persönliches Recht,
seinen Platz und seinen Sinn,
den er selbst bestimmt und der Kapitalismus ist gar nicht so schlimm,
vielmehr hat er für jede noch so verrückte Idee eine Einheit
und irgendwie orientiert sich alles an der Freundlichkeit
und durch Pragmatismus in Vollendung schlittern wir wie auf Kufen in eine zauberhafte Zeit.