JUMA 3/2002
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Monika, Kathrin und Carolin haben beim Pisa-Test mitgemacht Sind wir denn die Deppen? Zwei Tage schulfrei Es war im Frühsommer 2000. Der Physiklehrer kam in die zehnten Klassen. Er las eine Liste mit den Namen der Schüler vor, die an der Pisa-Studie teilnehmen sollten. Ausgewählt wurde, wer im Juni 2000 15 Jahre alt war. An Wissens-Tests hatten Monika, Kathrin und Caroline schon öfter teilgenommen. Ihre Eltern hatten auch nichts dagegen. Und so füllten die drei Schülerinnen und 22 ihrer Mitschüler das Anmeldeformular aus. Gefragt wurde zum Beispiel, wie oft und wie viel sie lesen oder fernsehen. Auch die Eltern mussten einen Fragebogen ausfüllen. "Wie oft gehen Sie ins Theater? war eine der gestellten Fragen. "Wir hätten nie erwartet, dass man um diesen Test einmal solchen Rummel macht (3), sagt Carolin. "Sonst hätten wir uns vielleicht viel mehr angestrengt oder wären aufgeregt gewesen. Alle drei sahen dem Pisa-Test damals gelassen entgegen. Wenn sie ehrlich sind, haben sie auch deshalb teilgenommen, um zwei Tage mal keine Schule zu haben. Die strengen Regeln bei der Durchführung des Testes kamen ihnen dann aber doch etwas sonderbar vor. "Die Schulleitung bekam im Vorfeld einen Stapel Papier, wie die Studie genau zu handhaben ist. Mit der Durchführung selbst hatten wir gar nichts zu tun, erzählt Konrektor Rainhard Kreutzer. Diese Aufgabe hatte Studentin Susanne Stahl. Sie kam in die Schule. Die Schüler zogen Tischnummern und bekamen so ihre Sitzplätze - alle in einem Raum. Dann ging es los. Sogar die Stifte waren vorgegeben. "Ich hab meinen immer noch - als Andenken, lacht Monika. "Aber die Regeln waren echt streng: Wir hatten für jedes Wissenskapitel eine wahnsinnig knappe Zeit vorgegeben. War diese um, mussten wir die Seiten mit Klammern versiegeln und durften nicht mehr zurückblättern. Wo ist der Trick? Der Test beinhaltete drei Bereiche: Lesekompetenz, mathematische Grundbildung und naturwissenschaftliche Grundbildung. "Auch Teamwork war gefragt. Wir wurden in Gruppen eingeteilt und mussten Aufgaben zusammen lösen. Die Tests bestanden aus einer Mischung von Multiple-Choice-Aufgaben und Fragen, für die eine Antwort ausgearbeitet werden musste. Insgesamt fanden die drei den Pisa-Test nicht unbedingt durchgängig schwer. "Oftmals dachte ich bei einer Frage: Das ist aber leicht. Da muss doch noch ein Trick dabei sein. Das hat mich manchmal verunsichert, sagt Kathrin. So ging es bei den meisten Aufgaben nicht um Faktenwissen, sondern schlicht und einfach um logisches Denken. Und was sagen die drei, wenn sie jetzt das Ergebnis im Ländervergleich sehen? "Wir denken nicht, dass es in diesem Land nur Fachidioten gibt. Aber man sollte nicht immer nur Wissen vorgesetzt bekommen, sondern besser darauf trainiert werden, selbst auf Lösungen zu kommen. Das wäre im Test hilfreich gewesen. Jetzt auf Teufel komm raus alles umkrempeln '(4) zu wollen halten die Schülerinnen für keine gute Idee. Auch die Ganztagsschule ist ihrer Meinung nach keine Lösung. "Wir haben uns im Lehrerzimmer zusammengesetzt und heftig diskutiert, nachdem jetzt die Ergebnisse im Länder-Vergleich bekannt wurden, nickt auch Konrektor Kreutzer. "Aber ich finde nicht, dass wir als Lehrer jetzt zu Kreuze kriechen (5) müssten. aus: xbay, von Stefanie George (sprachlich vereinfacht) 1 Depp - ugs. für: dummer Mensch 2 eine Diskussion entfachen - eine Diskussion verursachen 3 Rummel um etwas machen - etwas in der Öffentlichkeit heftig diskutieren 4 umkrempeln - ugs. für: verändern 5 zu Kreuze kriechen - ugs. für: unter demütigenden Umstän- den nachgeben Link zum Thema: www.uni-magdeburg.de/didaktik/pdf/pisa_ergebnisse.pdf |