JUMA 3/2002

  Für Geist und Seele

Immer mehr Profis machen heute Musik mit dem Computer . Nicht nur für Techno nutzen sie Software statt Saiten. Und der Nachwuchs? Macht Deutschlands Jugend in den heimischen Wänden ebenfalls elektronische Musik? Oder spielen die Jugendlichen noch "richtige“ Instrumente und singen mit unverzerrten Stimmen? JUMA-Schülerpraktikantin Jasmin hat sich auf die Suche gemacht und sechs musikalische Talente gefunden, die Auskunft gaben.

Der 14-jährige Trompeter Pierre hat sich schon im Kindergarten für Musik interessiert. Kurz darauf meldeten ihn seine Eltern, die beide musikalisch aktiv sind, in der Musikschule an. Seit dieser Zeit bekommt er regelmäßigen Unterricht. Neben seiner zweiten Lieblingsbeschäftigung, dem Computerspielen, verbringt er bis zu einer halben Stunde täglich mit dem Üben neuer Stücke - von Klassik bis Jazz. Trotz der geforderten Konzentration macht Pierre das Musizieren immer noch sehr viel Spaß. Außerdem sorgen Auftritte für neue Motivation.
Mittlerweile tritt er mit einem Sinfonieorchester, mit einem Blas- orchester, bei Schulveranstaltungen und mit der Jazzband seines Vaters vor Publikum auf. Unterstützung bekommt er von seinen Freunden und Verwandten, die ihn motivieren und finanziell unterstützen. Vielleicht will Pierre sein Hobby sogar einmal zu seinem Beruf machen.

Jacqueline ist - ähnlich wie Pierre - der Musik verfallen. Sie mag jedoch lieber Popmusik und hat sich neben dem Keyboardspielen für den Gesang entschieden. Jacqueline gehört zu einer Schulband namens CCP (Constant Changing People). Die Band hat sich nicht nur innerhalb der Schule einen guten Namen verschafft.
Regelmäßige Proben sowie öffentliche Auftritte bestimmen nun seit zwei E Jahren den Alltag der talentierten 15-Jährigen. Das ist für sie jedoch kein Problem, weil ihr die Musik alles bedeutet. Singen und Musizieren geben ihr Zufriedenheit, Spaß und Anerkennung. Durch den Erfolg hat sie mehr Selbstbewusstsein bekommen. Eigene Texte hat sie auch schon geschrieben. Ob die Musik einmal zum Beruf für sie wird, wie bei ihren Vorbildern Maria Carey und Alicia Keys, wird die Zeit zeigen. Auf jeden Fall wünscht sie sich einen Plattenvertrag.

Sabrina, 17-jährige Schülerin, spielt drei Instrumente: Klavier, Akkustik-Gitarre und seit kurzer Zeit E-Gitarre. Nebenbei ist sie aktives Mitglied in einem Jugendchor. Ihr erstes Instrument war das Klavier. Damit begann sie, als sie in die Grundschule kam. Nach neun Jahren entschied sie sich für ein neues Instrument, die Gitarre. Heute spielt sie nur noch privat für sich und genießt die Entspannung und den Spaß, den ihr das Spielen vermittelt. Täglich übt sie 25 Minuten, vor allem Pop. Ihr Können verbessert Sabrina außerdem durch Unterricht in der Musikschule. Im E-Gitarren-Unterricht hat sie zwei Solos geschrieben und würde auch zukünftig gerne mehr komponieren. Die 17-Jährige meint: "Musik wird auch in Zukunft mein Hobby bleiben.“

Johanna fing mit neun Jahren an, sich für die Musik zu interessieren. Sie lernte das Geigespielen, musste jedoch wegen Haltungsschäden das Instrument wechseln. So kam Johanna zum Cello, zu dem sie eine sehr persönliche Beziehung aufgebaut hat. Sie gab ihm den Namen "Camille Claudel“ - eine berühmte Bildhauerin, die so in ihrer Kunst aufging, dass sie verrückt wurde. Die 16-Jährige hat schon einmal mit dem Gedanken gespielt mit der Musik aufzuhören. Doch dank ihrer Oma ist sie dabei geblieben und konnte ihre Faulheit beim Üben überwinden. Heute liebt Johanna die klassiche Musik, die sie noch lange Zeit spielen möchte. Öffentliche Auftritte hat sie mit dem Schulorchester oder mit dem Cello-Ensemble ihres Musiklehrers. Das Besondere an den Auftritten mit dem Cello-Ensemble: Die Gruppe musiziert gemeinsam mit behinderten Jugendlichen.
Johanna wird bei ihrer Musikausbildung von ihren Eltern finanziell unterstützt . Der Musik- lehrer sorgt für die nötige Motivation. Auf die Entspannung und die Ruhe beim Spielen möchte sie nicht mehr verzichten. Sie geht sogar noch einen Schritt weiter und sagt: "Das Cellospielen ist etwas für Geist und Seele.“

Michaela ist spät zur Musik gekommen. Sie hat im Alter von 13 Jahren die Musik und den Gesang für sich entdeckt. Das Klavierspielen erlernte sie mehr oder weniger nebenbei. Man hatte ihr dieses Instru- ment empfohlen, weil es Egut für das Singenlernen ist. Nun be-kommt Michaela schon seit fast 4 Jahren professionellen Gesangsunterricht. Sie bildet sich auf dem Gebiet des Jazz, des Musicals und auch der Popmusik weiter. Michaela ist Mitglied in zwei Chören, mit denen sie immer wieder öffentliche Auftritte hat. Der Unterricht ist oft sehr anstrengend und sie übt jeden Tag eine halbe Stunde. Doch ans Aufhören hat sie noch nie gedacht. Die Eltern ermuntern Michaela immer wieder. Vielleicht wird sie ja später einmal so gut und berühmt wie ihre Vorbilder Maria Carey und Anastacia. Michaela sagt: "Beim Singen habe ich die Möglichkeit meinen Gefühlen freien Lauf zu lassen. Schlechte Zeiten kann ich mit meiner Musik überbrücken.“

Benjamin ist der letzte junge Musiker, den ich treffe. Der 17-Jährige fing mit sieben Jahren das Flötespielen an. Mittlerweile hat er zum Klavier gewechselt und ist in der Musikbranche als guter Nachwuchspianist sogenannter "ernster Musik“ anerkannt. Neben einigen anderen Erfolgen gewann er kürzlich beim Bundeswettbewerb "Jugend musiziert“ den zweiten Preis, einer seiner bisher größten Erfolge. Auch in diesem Jahr hat er den Einstieg in den Wettbewerb wieder einmal geschafft, indem er den ersten Preis auf Regionalebene gewann. Für diesen Erfolg braucht man Talent, aber auch Durchhaltevermögen: Zwei bis drei Stunden tägliches Üben stehen auf Benjamins Stundenplan.
Benjamin spielt nicht nur die Stücke anderer, sondern komponiert auch eigene Werke. Die möchte er am liebsten einmal von einem bekannten Orchester aufführen lassen. Mit seinen Kompositionen will er Gefühle, Ereignisse und Emotionen verarbeiten. Musik gibt ihm die Möglichkeit Dinge auszudrücken, die man nicht in Worte fassen kann. Für die Zukunft hat er sich vorgenommen, weiter zu komponieren und später einmal Musik zu studieren.
Was ich selbst bei den Gesprächen gelernt habe? Mit einem Musikinstrument oder mit der eigenen Stimme kann man in unserer technischen Welt immer noch vielen Menschen etwas geben, aber auch selbst etwas bekommen. Das haben die sechs jungen Musiker für sich entdeckt. Beneidenswert!
Jasmin Lesnick

Link zum Thema: www.musikschulen.de