JUMA 3/2002

  Die Crossgolfer

Golfen über Stock und Stein

Der Sportplatz ist da, wo du bist: Die Crossgolfer brauchen kein eigenes Trainingsgelände. Sie spielen überall dort, wo ein bisschen Platz ist.
Irgendwo im Hamburger Freihafen. Zwischen Verladekränen und Würstchenbude steht Jens. Er legt sich den Golfball zurecht. Sein Schläger ist ein Schnäppchen vom Flohmarkt. Jens holt aus. Er schlägt den Ball im hohen Bogen in Richtung Pfütze. Platsch! Volltreffer! Der Ball landet im Wasser. Ein ähnliches Bild in Hannover. Auf einem leeren Fabrikgelände steht eine kleine Gruppe. Man übt Aufschläge. Golfbälle fliegen durch die Luft. Dieses Mal ist eine leer stehende Mülltonne das Ziel. Später sind es die Baggerschaufel auf der Baustelle und der Kanalschacht vor dem Hauptbahnhof. Crossgolf heißt diese moderne Variante des traditionellen Rasensports. Man spielt fast überall, bloß nicht auf einem normalen Golfplatz. "Je ungewöhnlicher die Plätze, umso größer der Spaß“, erklärt Torsten Schilling, Filmausstatter in Hamburg. Er erfand den Sport rein zufällig während einer Drehpause. In der Requisite entdeckte er einen Golfschläger. Mit dem spielte er die ersten Putts auf den Hotelfluren. Damals waren Möbel die Hindernisse. Inzwischen hat der Sport mehr als 3000 Anhänger. Termine und Adressen tauschen die Spieler über das Internet. Fast in jeder großen deutschen Stadt finden Spiele statt. Jeder, der Lust hat, kann daran teilnehmen. Hohe Aufnahmegebühren oder eine teure Ausrüstung sind nicht nötig. Damit unterscheiden sich die Crossgolfer von den "normalen“ Golfern. Auch die Kleiderordnung ist eher locker. Statt in karierten Hosen treten viele in der beliebten "Taiga Wutz“ an. Eine Hose im Tigermuster, die zum Spaß nach dem Profigolfer
Tiger Woods benannt wurde. "Jeder kann anziehen, was er will“, unterstreicht Torsten. Wenn sich die Golfer wie vor dem Hauptbahnhof oder der Oper zum Spiel treffen, spielen sie die Bälle besonders niedrig. Die Devise heißt "Sicherheit geht vor“. Viele Profigolfer machen inzwischen bei den "Natural Born Golfer“ mit, wie sich die Crossgolfer auch nennen. Wenn diese dann mit ihrem prall gefüllten Caddy den anderen folgen, ist eines sicher: "Sie haben garantiert mehr Spaß. Auch wenn sie das sportliche Niveau der Veranstaltung nicht sonderlich heben“, meint Torsten mit einem leichten Augenzwinkern.
Petra Kroll

Link zum Thema: www.naturalborngolfers.com