JUMA 4/2001
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Pflasterdienst in der großen Pause
Schulsanitäter kümmern sich um Schürfwunden und verstauchte Knöchel.
eine leuchtend rote-blaue Umhängetasche. Darin ist ihr Handwerkszeug: Verbandspäckchen, Mullbinden, Dreiecktücher. Erst dann geht es nach draußen, wo die anderen Schüler der Berliner Max-Beckmann-Oberschule bereits lärmend umhertollen (1) oder in Grüppchen zusammenstehen. Carmen und Fanja sind Schulsanitäterinnen, zuständig für kleine Blessuren im Schulalltag. "Aua, aua, mein Arm tut so weh, wollen einige Schüler die Pausen-Sanitäter auf den Arm nehmen (2). "Solche Sprüche sind wir gewohnt, sagt die 15-jährige Fanja. Die flapsige (3) Bemerkungen nimmt sie nicht so ernst. Eigentlich sind alle froh, dass jemand da ist, wenn es ernst wird. "Schürfwunden an den Knien oder den Ellbogen kommen häufig mal vor, auch schon mal ein verstauchter Knöchel, erzählt Hausmeister Reinhard Köhler. Er betreut die Schulsanitäter und bildet jedes Schuljahr neue aus. An anderen Schulen wird diese Aufgabe von Lehrern übernommen. Sie haben eine Erste-Hilfe-Ausbildung beim Roten Kreuz gemacht und geben jetzt ihr Wissen an die Schüler weiter.
Auch Carmen kann ein Lied davon singen (4). Ein paar hundert Meter von der Max-Beckmann-Oberschule entfernt war sie unterwegs. "Ich sah, wie eine ältere Dame plötzlich zusammenbrach und dann regungslos auf dem Gehweg lag, erinnert sich die 15-jährige Schülerin. Viele Passanten schauten weg, anderen gafften (5) mit großen Augen. Nur Carmen schritt zur Tat (6). "Ich bat die Umstehenden, per Handy die 112, den Rettungsdienst, zu alarmieren, sagt sie. Doch die Erwachsenen drehten sich um und gingen weg. "Mindestens sechs Personen sind einfach vorbeigegangen, erinnert sich Carmen. Lediglich ein 11-jähriger Junge nahm ein Mobiltelefon. Sie selbst brachte die 65-Jährige in eine stabile Seitenlage. So stellte sie sicher, dass die Bewusstlose Luft bekam. "Ich habe den Puls gefühlt und die Atmung kontrolliert, sagt Carmen. Dann kam der Rettungswagen und brachte die Frau ins Krankenhaus. Zwei Wochen später erhielt Carmen einen Anruf der Feuerwehr-Leitstelle: Der älteren Frau ginge es wieder besser, sagte der Mann am anderen Ende der Leitung. Er bedankte sich noch einmal bei Carmen, die als Einzige den Mut hatte zu helfen. 1 umhertollen - herumlaufen, sich austoben 2 jemanden auf den Arm nehmen - sich über jemanden lustig machen 3 flapsig - frech 4 ein Lied davon singen können - persönlich sschlechte Erfahrungen gemacht haben 5 gaffen - neugierig zuschauen 6 zur Tat schreiten - etwas unternehmen |