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JUMA 3/2001
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Unterwegs zur Schule
In ländlichen Regionen sind die Schulwege oft unterschiedlich lang. Darum fahren die einen mit dem Bus, während andere zu Fuß gehen oder mit dem Rad fahren. Doch es gibt auch noch andere "Verkehrsmittel", wie JUMA beobachtet hat.
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Johannes, 16, fährt mit dem Fahrrad zur Schule. Wenn er morgens zu spät aufsteht, was vorkommt, muss er ganz schön in die Pedale treten. Acht Kilometer liegt sein Wohnort vom Schulort entfernt. Die Strecke bewältigt er spielend. "Ich fahre fast immer mit dem Fahrrad. Deshalb habe ich eine gute Kondition", erklärt er. Ganz der Sportsmann! Früher ist er mit dem Bus zur Schule gefahren. Das dauerte 20 Minuten länger, da der Bus nicht den direkten Weg zur Schule nimmt, sondern in vielen Dörfern des Umkreises hält. Umwege aber kennt Johannes nicht. Jeden Morgen brettert er zielstrebig auf seinem uralten Fahrrad die Feldwege entlang. In der Dämmerung leuchtet er den Weg mit einer Taschenlampe aus, da an seinem Fahrrad der Dynamo kaputt ist. "Einmal habe ich einen Hund übersehen", erzählt er. "Morgens sind viele Leute mit ihren Hunden auf den Feldwegen unterwegs. Seine Leine hatte sich an meinem Fahrrad verfangen und plötzlich lief der Hund hinter mir her." Das kann ihm heute kaum noch passieren. Jetzt hat er eine sehr laute Klingel, mit der er Fußgänger und Hunde gleichermaßen verscheucht.
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Sonia, 18, wohnt in Kenten und fährt mit dem Fahrrad zur Schule nach Bergheim. "Eigentlich wohne ich nur eineinhalb Kilometer von der Schule entfernt, aber zu Fuß ist es mir zu weit und einen Bus gibt es nicht", erklärt sie. "Mit dem Fahrrad geht es einfach schneller!" So schnell, dass sie auch schon mal während einer Freistunde nach Hause fährt. Damit ihr altes, rostiges Fahrrad etwas besser aussieht, hat sie es wie eine Tigerente gestaltet und mit gelben und schwarzen Streifen beklebt. Bis vor kurzem besaß Sonia noch ein neues Fahrrad, auf das sie lange gespart hatte. Doch es wurde ihr gestohlen. "Darüber habe ich mich ziemlich geärgert. Aber ich war leider selbst daran schuld. Ich vergaß es abzuschließen", gesteht sie. Rad fahren findet Sonia praktisch, aber nicht ungefährlich. Angst hat sie besonders vor großen Kreuzungen. "Viele Autofahrer verhalten sich Radfahrern gegenüber rücksichtslos. Ich musste schon mehrmals stark bremsen, weil mich Autofahrer einfach übersehen hatten", berichtet sie. In solchen Situationen weicht sie gern auf Bürgersteige aus, was aber verboten ist. Die einzige Möglichkeit, die Sonia bleibt: "Ich passe immer auf, dass kein Polizist in der Nähe ist, der es sehen und mich ermahnen könnte", gesteht sie.
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Bis vor drei Jahren wohnte Hani , 17, in der Nähe der Schule. Dann aber zog sie mit ihrer Familie von Bergheim nach Frechen. Daraus ergab sich für sie ein längerer Schulweg. Heute braucht sie 40 Minuten, um mit dem Bus zur Schule und von dort wieder nach Hause zu kommen. Auch andere Schüler haben eine lange Fahrtzeit. Bei Bergheim wird Kohle über Tage abgebaut. Einige Busse müssen um die riesigen Gruben herumfahren. Hani findet die Busfahrt langweilig. "Die meiste Zeit höre ich Walkman. Viele Leute im Bus kenne ich nicht. Meine Freunde steigen erst in der Nähe von Bergheim ein", erzählt sie. Die Zeit nutzen, im Bus lesen oder Schularbeiten machen? "Das kann ich nicht. Dabei wird mir schlecht", sagt sie. Ein weiterer Nachteil: Die meisten Schulbusse sind überfüllt. Viele Schüler müssen im Bus stehen, meistens auf sehr engem Raum. "Das kann ziemlich gefährlich werden. Beispielsweise, wenn der Busfahrer stark bremst. Dann fliegen Schüler und Taschen durch die Gegend", weiß sie zu berichten. Glücklicherweise aber wurde dabei bisher noch niemand verletzt. Hani könnte auch an ihrem Wohnort in Frechen zur Schule gehen. Dann würde sie neben der langen Fahrtzeit auch das Geld für die teure Busfahrkarte sparen. Doch sie möchte nicht die Schule wechseln. "Auf dem Erftgymnasium sind alle meine Freunde. Hier habe ich mich an die Lehrer und an ihren Unterricht gewöhnt", begründet sie ihren Entschluss und nimmt auch zukünftig die lange Anfahrt in Kauf.
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Maximilian, 13, kommt entweder mit dem Fahrrad oder mit dem Skateboard zur Schule. Für welches Fortbewegungsmittel er sich entscheidet, hängt allein vom Wetter ab. "Wenn es kalt ist oder regnet, fahre ich lieber mit dem Fahrrad. Denn damit komme ich schneller und sicherer ans Ziel. Mit dem Skateboard rutscht man bei Nässe sehr leicht aus", sagt er. Maximilian fährt auch in seiner Freizeit oft Skateboard. Fasziniert von den wilden Stunts der Skateboarder, die er einmal im Fernsehen gesehen hat, übt er oft in der Halfpipe. Kein Wunder, dass er lieber mit dem kultigen Brett als mit dem Rad fährt. "Mit dem Skateboard macht es mehr Spaß. Man muss sich mehr anstrengen und kann auch schon mal seine Wut rauslassen. Zum Beispiel wenn man sich in der Schule geärgert hat", beschreibt er den Unterschied. Beim Boarden trägt Maximilian aus Sicherheitsgründen nicht nur feste Kleidung und Schuhe, sondern auch einen Helm. "Einmal ist ein Auto über mein Skateboard gefahren, als es über eine Bordsteinkante kippte und dabei auf die Straße rollte", erzählt er. Seitdem ist er vorsichtig und weicht bei starkem Verkehr auch schon mal auf dem Bürgersteig aus.
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Robert, 13, hat den kürzesten Schulweg. Er wohnt 100 Meter von der Schule entfernt. "Ich gehe aus dem Haus raus, biege nach rechts ab und dann noch einmal nach links - und schon bin ich da", beschreibt er mit wenigen Worten den Weg, den er zurücklegen muss. Höchstens zwei Minuten braucht er zu Fuß. Manchmal wartet schon ein Freund vor der Haustür, um ihn abzuholen. Dass er so nahe bei der Schule wohnt, hat für ihn einen großen Vorteil. "Ich kann morgens länger schlafen", erklärt er. Während einer Freistunde darf er allerdings nicht nach Hause gehen. "Die Schulordnung erlaubt es Schülern unter 18 Jahren nicht", erklärt er. Kürzlich hat Robert seine Geldbörse auf dem Schulweg verloren. Auf der kurzen Strecke konnte er sie aber schnell wieder finden.
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Marcel, 13, und Carolin, 13, kommen mit einem ganz besonderen Gefährt, dem Kickboard, zur Schule. Es ist der Nachfahre des guten alten Kinderrollers. Seit kurzer Zeit sind die flotten Sportgeräte die Renner auf den Straßen. Und inzwischen kann man auch Jugendliche auf den schnellen Brettern zur Schule flitzen sehen. Marcel und Carolin haben in ihrer Klasse einen Club der Kickboardfahrer gegründet, dem fünf Schüler angehören. "Wir treffen uns am Nachmittag und machen Ausflüge mit dem Kickboard." Gemeinsam sausen sie dann die Berge hinunter oder liefern sich Rennen auf den Straßen. "Kickboard fahren macht einfach Spaß. Und warum soll ich auf
dem Weg zur Schule nicht auch Spaß haben?" findet Carolin. Dabei ist sie auch ganz schön schnell. Carolins persönlicher Geschwindigkeitsrekord auf dem Weg zur Schule? "Eine Minute und 45 Sekunden. Zu Fuß brauche ich 10 Minuten", erklärt sie ohne lange überlegen zu müssen. Das einzige Problem beim Kickboardfahren ist der Transport der Schulsachen. "Am besten eignet sich ein Rucksack. Wenn man sich beim Fahren in die Kurve legt, kann man sonst sehr schnell das Gleichgewicht verlieren", empfiehlt Marcel. In der Schule ist Kickboardfahren aus Sicherheitsgründen nicht erlaubt, auch wenn die langen Schulflure manchen dazu verleiten. Wer vom Hausmeister erwischt wird, ist seinen Roller erst einmal los! Was machen Carolin und Marcel mit dem Kickboard während des Unterrichts? "Es wird zusammengeklappt und am Platz verstaut. So kann man es auch überall
hin mitnehmen." Im Gegensatz zum Fahrrad lässt sich deshalb ein Board nicht so schnell stehlen.
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