JUMA 3/2001

  Girlassic-Park

Ein Platz für Mädchen. Ein Platz zum Spielen, zum Reden, zum Erleben. Ohne Jungen. Das war vor einigen Jahren das Ziel der Mädchengruppe "Die Tigerinnen" aus Ludwigshafen. Doch : ein kleines Lehrstück in Demokratie.

Schwere Arbeit für einen eigenen Platz: Die Mädchen bei der Arbeit
Doch von der Idee bis zur Fertigstellung war der Weg weit. Jeanine, 17 Jahre, war von Anfang an dabei. Sie hat ihre Erfahrungen aufgeschrieben.
"Denken Sie bloß nicht, es sei einfach gewesen. Denken Sie nicht, wir Mädchen hätten auch nur die geringste Ahnung gehabt, was auf uns zukommt, als wir anfingen mit der Planung dieses Parks. Ich meine damit nicht Reue oder verlorene Zeit, im Gegenteil. Aber wie viel weiß eine 12-Jährige - wie ich sie damals war - von Politik und Bürokratie? Von mehrstündigen Sitzungen, von Arbeitseinsätzen im Regen auf einem Gelände, das eher einer Schutthalde gleicht als einem Ort, an dem sich Mädchen wohl fühlen können?Die Idee kam spontan von uns, die Begeisterung noch spontaner, und erste Ideen und Entwürfe waren schnell gemacht. Wir schrieben also einen Antrag in unserer Sprache, mit unseren Worten und Ausdrücken. Vielleicht war das der Grund für die zweieinhalbjährige Geduldsprobe, die folgte. So lange dauerte es von der ersten Antragstellung bis zur schriftlichen Mitteilung der Bewilligung durch die Stadtverwaltung. Als wir von dieser Genehmigung hörten, hatten sich bereits einige Mädchen von uns verabschiedet. Und wir Übriggebliebenen hatten noch immer keinen Dunst von dem, was uns erwartete. Den ersten Dunst bekamen wir bei der Besichtigung der Plätze, die für unser Projekt angeboten wurden. Wir erwarteten kein Paradies im Zentrum der Stadt. Doch einige der Angebote waren eher das Gegenteil, in Gegenden, in die man kein Mädchen alleine hinschicken möchte.
Immerhin war mit dem Gelände an der Sternstraße unser Traum ein bisschen näher gerückt. Ein Problem unter ungefähr 20 anderen hatte einen steinigen Charakter und nannte sich Mutterboden. Mehrere Frauen, Mädchen und Männer werden sich an zahlreiche Arbeitseinsätze mit Pickel und Handschuhen erinnern. Außerhalb der Bauarbeiten fanden etliche Federkriege, Gespräche und Sitzungen statt. Uns allen rauchten die Köpfe beim Gedanken an unsere finanzielle Lage, die wir dank vieler ehrenamtlicher Arbeitsstunden und einiger Spender mehr oder weniger in den Griff bekamen.
Die Arbeitseinsätze sind bis heute vor allem für die erwachsenen Vereinsmitglieder des Girlassic-Parks immer noch ein wesentlicher Bestandteil des Samstagvormittags. Wer hätte gedacht, dass es knapp fünf Jahre bis zur Eröffnung des Mädchenfreizeitgeländes dauern würde und ehrenamtliche Aufsicht an Wochentagen und Wochenenden bis in unabsehbare Zeit noch bevorstehen? Von uns niemand! Aber wer hätte andererseits am Anfang gedacht, dass wir nicht aufgeben ...?"