JUMA 2/2001

  Nippon am Rhein

Über 5 500 Japaner und 420 japanische Firmen sind in Düsseldorf zu Hause. Mai und Yuuki, zwei japanische Jugendliche, leben mit ihren Eltern hier. JUMA stellt sie vor.


Mai liebt Spaziergänge im Grünen. Ein weiteres Hobby der jungen Japanerin ist das Klarinettenspiel.
Mai, 17, und Yuuki, 18, sind in Japan geboren und aufgewachsen. Ihre Väter kamen vor einigen Jahren nach Deutschland. Sie arbeiten in der Niederlassung ihrer japanischen Firma in Düsseldorf. Die Familien folgten. „Nippons Hauptstadt am Rhein“ – so nennt man die nordrhein-westfälische Landeshauptstadt auch. Japanische Geschäfte und Restaurants, aber auch einen Tempel und einen japanischen Garten kann man hier finden. Ein Hauch von Fernost, und das mitten in Deutschland! Wie erlebten Yuuki und Mai ihren Umzug nach Europa? Yuuki zögert nicht lange mit seiner Antwort. Er hat sich sehr darüber gefreut, erklärt er. In Japan stand er kurz vor einer wichtigen und schwierigen Prüfung an seiner Schule. Der Wechsel kam ihm sehr gelegen. „Der Leistungsdruck an einer japanischen Schule ist viel größer als hier“, berichtet er. Mai bestätigt das. Heute besuchen beide die „International School of Düsseldorf“. Die Unterrichtssprache ist Englisch. Außerdem lernt man Deutsch und Japanisch in einer rein japanischen Klasse.
Florian macht der Umgang mit den Slotcars mehr Spaß als Autorennen am Computer. Seine Autos repariert er selbst.
In der Kantine der Schule gibt es deutsches Essen. Daran haben sich beide erst einmal gewöhnen müssen. Zu Hause kommen japanische Gerichte, viel Reis, Gemüse und Fisch auf den Tisch; traditionell essen beide Familien mit Stäbchen. Ansonsten ist ihr Lebensstil aber sehr westlich orientiert, sagt Mais Vater in fließendem Deutsch. Von ihm hat Mai sehr viel über Deutschland erfahren – er hat das Land schon als Student bereist und kennen gelernt. Mai schätzt vor allem die Natur an Deutschland. „Hier kann man sehr gut spazieren gehen. In der Nähe unseres Wohnhauses gibt es einen Wald“, erzählt sie. Ganz anders dagegen sei es in Japan! „Die Familien machen dort selten Spaziergänge in der Natur“, meint sie. Anders als in Deutschland sind die Geschäfte in Japan rund um die Uhr geöffnet. Viele nutzen das Wochenende, um einkaufen zu gehen.
Yuuki hat ein neues Hobby in Deutschland gefunden. Er spielt in seiner Freizeit besonders gern Billard. „In Japan ist das Spiel nicht so stark verbreitet“, erklärt er. Die meisten Jugendlichen finden dort Computerspiele viel spannender. Ob er Karate kann? Yuuki reagiert höflich auf die stereotype Frage und antwortet mit einem klaren „Nein“. Dann fügt er lächelnd hinzu: „Aber ich mache Kendo – zusammen mit deutschen Jugendlichen in einem Sportclub.“
Wer ihn zu Hause besucht, lernt vor dem Betreten der Wohnung eine japanische Sitte kennen: An der Wohnungstür bittet der Gastgeber, dass man die Straßenschuhe auszieht. In seinem Zimmer sitzt Yuuki oft an seinem Computer. Über das Internet hält er Kontakt mit seinen japanischen Freunden in der Heimat. Im Internet hat er auch eine eigene Homepage eingerichtet. Auf diesen Seiten kann man sich auf Japanisch oder Englisch über Deutschland informieren. Beispielsweise über die unübersichtlichen Tarife in den Düsseldorfer Straßen- und U-Bahnen, wie es sie in Japan nicht gibt. Dagegen ist das Reisen in den Düsseldorfer Bahnen viel bequemer als in den überfüllten japanischen Zügen, meint Yuuki. Rund
16 000-mal wurden seine Seiten bislang aufgerufen. Yuuki ist erstaunt über diesen Erfolg.
In zwei Jahren endet der Deutschlandaufenthalt der Väter. Die beiden jungen Japaner haben dann ihren Schulabschluss in der Tasche. Es ist also möglich, dass sie andere Wege gehen als ihre Eltern. Was sie heute dazu meinen? Mai freut sich schon darauf wieder nach Japan zu kommen. Yuuki dagegen kann sich sehr gut vorstellen, irgendwo anders zu studieren und zu leben.