JUMA 2/2001

  Vollgas im Keller

Wer ist der Schnellste? Jugendliche des Slowcar-Clubs Mettmann fahren ein Trainingsrennen gegeneinander.
Es ist wie bei einem richtigen Autorennen: Motoren heulen auf und Autos überholen mit hohem Tempo. Die Zuschauer starren gebannt auf die Rennbahn. Das tun auch die Piloten. Doch sie sitzen nicht am Steuer. Dazu sind die Autos im Maßstab 1:24 – „Slotcars“ genannt – viel zu klein. Die Jugendlichen des Slowcar-Clubs Mettmann steuern ihre Fahrzeuge mit Handreglern.
Die 44 Meter lange Rennbahn des Clubs steht im Keller eines Gymnasiums. Slotcars heißen die Autos, weil die Fahrzeuge durch einen Schlitz (englisch: slot) geführt werden. Warum aber der Name Slowcar-Club? „Nur ein Wortspiel“, verrät Joachim Schwab, der Jugendwart des Clubs. Langsam (englisch: slow) sind die Autos nämlich keineswegs. Immerhin erreichen einige Modelle Spitzengeschwindigkeiten von 120 km/h!
Florian macht der Umgang mit den Slotcars mehr Spaß als Autorennen am Computer. Seine Autos repariert er selbst.
Die Jugendlichen des Clubs treffen sich einmal in der Woche zu Training und Rennen. Sechs Fahrzeuge können gleichzeitig starten. Die Regeln sind einfach: Ein Rennen besteht aus sechs Läufen. Jedes Fahrzeug startet einmal in jeder Spur. Ein Lauf dauert zwei Minuten. Wer die meisten Runden schafft, gewinnt. Wer aus der Bahn fliegt, verliert wertvolle Zeit. Helfer setzen die Autos wieder in die Spur zurück.
Die Autos sind kleine Nachbauten berühmter Originale. Mika Häkkinens McLaren-Mercedes ist dabei und natürlich auch Michael Schumachers Ferrari. Slotcar-Fahrer Florian,17, ist Schumi-Fan. Auch er stand schon mal auf dem Siegertreppchen. Bei den Deutschen Meisterschaften im Slotcar-Rennen belegte er einen ersten Platz. Zuhause trainiert der Azubi täglich. Seine eigene Bahn ist 24 Meter lang und passt längst nicht mehr in sein Zimmer. „Ich konnte mich nicht mehr bewegen, nur noch ins Bett gehen und an den Schreibtisch“, erzählt Florian, der bei seinen Eltern wohnt. Jetzt hat er einen extra Raum im Keller.
Für ein Rennen braucht man ein sehr gutes
Reaktionsvermögen und technisches Geschick. Vor dem Rennen geht es nämlich erst einmal in die Werkstatt. Hier bereiten die jungen Fahrer ihre Rennwagen vor: Sie wählen die passenden Reifen für die Bahn, kontrollieren Motoren und Filter oder reparieren Schäden. Und der Höhepunkt dieser Sportart? „Das sind die 24-Stunden-Mannschaftswettbewerbe“, erzählt Florian. „Wir starten in 3-er-Teams. Jeder fährt eine Stunde am Stück. Es kann aber auch mehr werden. Ich bin schon mal drei Stunden am Stück gefahren.“ An Schlaf ist kaum zu denken. Man setzt sich in der Pause einfach irgendwo in die Ecke. Klar, dass man irgendwann an seine körperlichen Grenzen stößt. Aber das gehört beim Motorsport doch dazu, oder?