JUMA 3/2003

  Hausaufgaben

Kaum ein Schüler, der nicht darüber stöhnt: Hausaufgaben. Sie dienen der Vor- und Nachbereitung des Unterrichts, so steht es im deutschen Schulrecht. Dort steht auch: die Lehrer dürfen Hausaufgaben nicht zensieren oder als Strafarbeiten aufgeben, und die maximalen Arbeitszeiten für die Aufgaben sind bis zur 10. Klasse geregelt. Doch wie sinnvoll sind Hausaufgaben überhaupt? JUMA hat darüber mit Schülern und Lehrern gesprochen.

Wohl kaum der Sinn der Sache: das Abschreiben der Hausaufgaben in der Pause.
Hoffen auf Einsicht

Die Gymnasien sind selten Ganztagsschulen: nach der sechsten Stunde ist meistens Schulschluss. Der Nach-mittag ist frei - oder er gehört den Hausaufgaben. Die sollen von der 7. bis zur 10. Klasse täglich nicht länger als zwei Stunden dauern. Daran halten sich jedoch nicht alle Lehrer. Pech auch für die Schüler der Sekundarstufe 2. Für sie gilt nur eine Regel:
Von Samstag auf Montag ist aufgabenfrei. Normalerweise gibt der Lehrer Hausaufgaben von einer Unterrichtsstunde zur nächsten auf. Er trägt sie in das Klassenbuch ein. So informiert er seine Kollegen über Art und Umfang. Doch das hilft nicht sehr viel, meint Dagmar S. (46), Lehrerin an einem Gymnasium. "Die benötigte Arbeitszeit kann man schlecht abschätzen. Außerdem stehen viele Aufgaben als Kürzel im Buch. Die versteht man nicht immer.“ Doch die Lehrerin meint auch: "Die Schüler haben einige Fächer nicht jeden Tag. Darum können sie sich die Hausaufgaben einteilen.“ Tun sie das? Die Lehrer hoffen auf die Einsicht ihrer Schüler - oft vergeblich. Die fühlen in erster Linie ihre Freizeit bedroht. "Wenn ich besonders viel aufhabe, arbeite ich sehr schnell. Am Schluss habe ich oft kein einziges Wort verstanden“, erzählt Jan (16), Gymnasiast. Seine Mitschülerin Lisa (16) löst das Problem anders: "Mehr als zwei Stunden arbeite ich nicht an meinen Hausaufgaben. Dann höre ich auf, weil ich mich nicht mehr konzentrieren kann.“
Einige Aufgaben sind bei den Schülern besonders unbeliebt. Was unsinnig ist? "Texte auswendig lernen“, lautet die Antwort der Mehrheit der befragten Schüler. Oder: "In Deutsch lateinische Grammatikausdrücke lernen. Man lernt sie für ein Thema und benutzt sie danach nie wieder“, sagt Rieke (17).

Gruppenarbeit in der Schulbibliothek:
Da fällt manchem das Lernen leichter.
Freiwillig mehr machen

An der Gesamtschule der Stadt Brühl gehen die Schüler an drei Tagen den ganzen Tag in die Schule. Hier geht man anders mit den Hausaufgaben um. Die Schüler erhalten sie wöchentlich. Die Aufgaben hängen auf einem Wochenplan übersichtlich in jedem Klassenzimmer aus. Einen Teil können die Schüler in der Schule erledigen. Dafür gibt es zwei Arbeitsstunden am Nachmittag, die von einem Lehrer betreut werden. Schulleiterin Margarethe H. (48) erklärt das Konzept: "Für uns sind Hausaufgaben ein Mittel, Schüler zum selbstständigen, aktiven Lernen zu erziehen. Wir wollen nicht, dass Schüler irgendwelche Übungsaufgaben aus dem Buch machen und uns fragen, ob es richtig oder falsch ist. Sie sollen lernen sich selber zu helfen.“ Dazu gehört es auch, sich selbstständig Material zu besorgen, Recherchen im Internet zu machen oder andere Informationsquellen auszuwerten. Außerdem kann jeder Schüler freiwillig mehr Aufgaben machen und dadurch seine Noten verbessern. Hausaufgaben als Chance? Sebastian (16) berichtet von seinen Erfahrungen: "Früher habe ich meine Hausaufgaben oft nicht gemacht. Meine Noten waren schlecht und zu Hause gab es Ärger. Irgendwann habe ich es dann eingesehen. Durch Hausaufgaben lernt man mehr und viele Aufgaben kommen in den Klassenarbeiten vor.“ Und Tamara (15)? "Ich hatte in der Grundschule einen sehr strengen Lehrer, der hat uns immer sehr viele Hausaufgaben aufgegeben. Damals fand ich, dass es zuviel war. Heute bin froh, dass ich es gemacht habe. Es hat mich vorangebracht.“