JUMA 3/2003
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Chatte mit mir!
Vier Geschichten über Liebe und
Ein Treffen im wirklichen Leben hielt sie für unwahrscheinlich: "Immerhin sind unsere Wohnorte mehr als 400 Kilometer voneinander entfernt. Ole lebt in Norddeutschland, ich in der Nähe von Nürnberg. Doch eines Tages fasste sich Ole ein Herz (4) und schrieb einer völlig überraschten Corinna: "Ich komme am Wochenende mal bei dir vorbei. Corinna denkt an ihre erste Begegnung mit gemischten Gefühlen zurück: "Als Ole vor mir stand, wusste ich nicht, ob ich ihn in den Arm nehmen sollte. Es ist schon komisch. Da hat man wochenlang miteinander geredet, hat sich alles mögliche erzählt, und ist sich doch irgendwie fremd. Das legte sich schnell. Sie verliebten sich. Wegen der Entfernung sehen sich die beiden selten, meistens an Wochenenden. Doch vielleicht werden sie bald schon zusammenziehen. "Auf Dauer hat eine Fernbeziehung wohl keine große Zukunft, meint sie.
Simone, 18, aus Köln trifft sich öfter mit Leuten aus Chaträumen. Das sind alles keine menschenscheuen Kauze (5) und Eigenbrötler (6), die sich hinter ihren Computern verstecken. Vor einem halben Jahr besuchte sie "Froschquark, einen Freund aus dem Internet, in Rostock. "Es regnete. Wir gingen ins Internetcafé der Universität, um gemeinsam zu chatten, erzählt sie. Im globalen Netz traf Simone, die sich im Internet "Fischi nennt, auf "Knower. "Knower heißt eigentlich Christian, 18, und kommt auch aus Köln. Spontan verabredeten sich die beiden fürs nächste Wochenende. Sie gingen in eine Pizzeria. "Die Pizzen auf der Speisekarte hatten alle so komische Namen. Darüber mussten wir die ganze Zeit lachen, erinnert sie sich und bemerkt kurz darauf: "Wir waren von Anfang an auf einer Wellenlänge (6) und verstanden uns genauso gut wie im Chat. Das Internet ist eine gute Möglichkeit, sich näher kennen zu lernen, findet Simone. Viel besser als die Disko. "In der Disko kommen oft keine richtigen Gespräche zustande. Im Internet aber kann man stundenlang miteinander reden, sagt Simone und schaut ihren Freund "Knower dabei lächelnd an.
Die Finger fliegen über die Tasten des Computers und die Zeit vergeht im Nu. Es ist "Chat-Time im "Girlspace. Das ist ein nicht kommerzielles Internetcafé der evangelischen Kirche. Viele Mädchen kommen hierher, um kostenlos zu chatten. Zweimal in der Woche arbeiten Simone und Anna, 16, ehrenamtlich im "Girlspace. Zusammen mit Christine, 27, der Leiterin des Cafés, betreuen sie die Besucherinnen und geben Tipps im richtigen Umgang mit dem Internet. "Gebt keine persönlichen Daten ins Netz, lautet eine der Regeln. Viele Mädchen, die hierher kommen, sind fasziniert vom Internet und der Idee, Leute beim Chatten kennen zu lernen. Die Gefahr sehen sie nicht: Den Missbrauch der Daten von privaten oder kommerziellen Internet-Nutzern.Anna wollte früher immer nur chatten und hat dafür ihr Taschengeld in kommerziellen Internetcafés gelassen. Heute benutzt sie das Internet vor allem, um E-Mails an ihre Freunde zu schicken. Sie findet die Gespräche im Internet langweilig und oberflächlich. "Es geht doch nur um das eine. Die meisten wollen wissen: ,Bist du ein Mädchen oder ein Junge? und ,Wie siehst du aus?. Solche Gespräche bringen doch nichts.
Jan, 16, Stephan, 16, und Bianca, 16, haben sich in der Schule mit dem Thema "Chatten im Internet beschäftigt. Bianca interessierte das Thema, weil sie mehr über das Internet erfahren wollte. Sie probierte mehrere Chaträume aus und hat dabei sehr unterschiedliche Erfahrungen gemacht. "Mit einigen Leuten habe ich mich nett unterhalten, andere wurden nach einiger Zeit aufdringlich. Wie gut, dass man doch den Computer einfach ausschalten kann, findet sie. Zum Beispiel, wenn man keine Lust mehr hat und die Gespräche im Internet anfangen zu nerven! Jan und Stephan schrieben eine "Internet-Lovestory. Peter und Eva, die beiden Hauptakteure ihrer Geschichte, lernen sich über das Internet kennen und lieben. Ihre Beziehung scheitert, weil die beiden ausschließlich mit dem Computer befasst sind. "Im Internet lebt man wie in einer Traumwelt. Jeder kann sich so beschreiben, wie er will. Wir glauben nicht, dass daraus Freundschaften oder sogar Liebe entstehen können, erläutern die beiden Gymnasiasten ihre Idee. 1 Virtuell - nicht wirklich existent, sondern nur im Computer |