JUMA 3/2003

  Wer weiß ...?

Was wird aus mir? Das weiß niemand. Was werden könnte, hat JUMA mit fünf Jugendlichen ausprobiert. Sie wurden in Erwachsene verwandelt.

Chris (16):
Ich bin 60 Jahre alt und arbeite als Genforscher. Durch meine Arbeit mit giftigen Chemikalien habe ich die meisten Haare verloren. Sonst geht es mir gut. Ich leide an keinen schlimmen Krankheiten. Morgens fahre ich in mein Labor und bin dort den ganzen Tag beschäftigt. Freizeit kenne ich kaum. Ich hatte mal eine Freundin. Sie hat mich verlassen, als mir die Haare ausfielen. Seitdem konzentriere ich mich ganz auf meinen Beruf. Zusammen mit meinem Team arbeiten wir daran, Krankheiten zu besiegen. Wir hatten einige große Erfolge. Wir schafften es, dass Knochen nachwachsen. Mein größtes Ziel ist es, Menschen unsterblich zu machen. Ob es mir gelingen wird, ist fraglich. Auf alle Fälle werde ich mein Wissen weitergeben. Einer meiner Nachfolger wird das Wunder sicher schaffen.
Maske: Henrike Keßler

Tobias (16):
Was ist aus mir geworden? Ein 40-jähriger Obdachloser! Ich schlafe draußen, direkt neben dem Hauptbahnhof. Mein ganzer Besitz passt in zwei Plastiktüten. Essen finde ich in Mülltonnen. Gerade hat jemand ein Brötchen weggeworfen. Gar nicht schlecht! Was ich mache? Tagsüber gehe ich mit Kollegen betteln. 20 Mark sind es heute - ein guter Tag! Seitdem ich meinen Beruf verloren habe, geht es mit mir bergab. Ich war Hausmeister. Doch dann kam die Kündigung. Ich saß den ganzen Tag zu Hause und sah keinen Sinn mehr im Leben. Meine Frau suchte sich einen anderen und nahm die Kinder mit. Nach der Scheidung konnte ich die Wohnung nicht mehr bezahlen. Der Alkohol hilft mir, meine Probleme zu verdrängen. Ich sehe ziemlich schlecht aus. Kein Wunder bei dem Leben, das ich führe. Eine Narbe habe ich übrigens ein paar jungen Schlägern zu verdanken. Die haben mich wie Dreck behandelt!
Maske: Iris Jaeger

Beatrice (16):
Ich bin 50 Jahre alt und Witwe. Kinder habe ich nicht. Von Beruf bin ich Visagistin. Eigentlich fühle ich mich ganz gut. Ich bin immer noch fit. Allerdings werde ich langsam etwas gebrechlich. Nachts kann ich nicht mehr so gut schlafen. Mein Tagesprogramm sieht normalerweise so aus: Ich gehe ein bisschen shoppen und anschließend ins Fitnessstudio. Auch wenn ich heute genug Geld habe - mein Leben war nicht sehr fröhlich. Mein Ehemann ist vor fünf Jahren gestorben. Visagistin bin ich, seitdem ich 20 bin. Meinen ersten Job habe ich verloren. Ich habe das Model Kate Moss geschminkt. Sie war entsetzt. Mit dem Alter habe ich keine Probleme. Das Bild im Spiegel erschreckt mich nicht. Ich finde, ich sehe ganz gut aus. Ich hoffe, dass ich ein schönes langes Leben habe.
Maske: Anke Schneider

Bea (16):
Jetzt bin ich 75 Jahre alt. Was erwartet man in diesem Alter noch? Ich fühle mich zu dick und habe Krampfadern. Lange auf den Beinen stehen kann ich nicht. Außerdem ärgere ich mich über die freche Jugend von heute. Wenn ich in den Spiegel schaue, erschrecke ich mich. Trotzdem versuche ich mein Leben zu genießen. Ich schlafe jeden Tag bis 11 Uhr. Ich besuche regelmäßig Häkel- und Strickkurse. Außerdem arbeite ich ehrenamtlich in einer Sozialküche. Sonntags besuche ich meine Familie. Die Enkel machen mir viel Freude. Ich war zweimal verheiratet. Leider sind meine beiden Ehemänner bereits gestorben. Vom Leben erwarte ich nicht mehr sehr viel. Ich werde weiterleben wie bisher. Meiner Familie und meinen Freunden werde ich zur Seite stehen, so lange ich noch kann.
Maske: Anne Meir

Peter (15):
50 Jahre bin ich jetzt alt. Ziemlich alt, wenn ich so in den Spiegel gucke.
Mein Leben verbringe ich meistens auf dem Wasser. Als Kapitän eines Frachtschiffes habe ich viel zu tun. Am liebsten kümmere ich mich selbst um alle Arbeiten. Doch das geht nicht mehr so gut wie früher. Am schlimmsten sind die Rückenschmerzen. Der chronische Husten ist auch lästig. Meine Karriere begann als Matrose. Jetzt bin ich am Ziel: Ich bin Kapitän und Besitzer des Schiffes. Privat hat es nicht so gut geklappt. Meine Frau hat sich scheiden lassen, weil ich ständig unterwegs war. Doch dieses Leben hat auch Vorteile. Ich fühle mich frei und glücklich ohne eine Familie. Am liebsten will ich mich nie zur Ruhe setzen. Bis zum Ende zusammen mit meiner Mannschaft auf dem Wasser – das ist mein Ziel.