JUMA 2/2000

 
Eindeutig vieldeutig

Interview mit Markus Berges von der Gruppe Erdmöbel aus Köln

Juma: Wie kommt ihr zu diesem skurrilen Bandnamen?
Erdmöbel: Erdmöbel ist das alte Ostwort für Sarg. Aber es ist auch ein Wort, unter dem man sich unterschiedliche Sachen vorstellen kann. Also nicht nur Särge, sondern auch Möbel, die in der Erde stecken. Das hat uns gefallen. Es ist vieldeutig und passt, glaube ich, gut zu unserer Musik.
Juma: Ihr spielt lockere, ruhige Songs. Seht ihr euch in einer Rockmusik-Tradition?
Erdmöbel: Auf unserem ersten Album kann man gut hören, dass wir an der Schaffung eines progressiven Deutschrock arbeiten wollten. Wir haben inzwischen dem Rock abgeschworen. Zwar sind noch Gitarren fester Bestandteil unserer Musik, aber auch Samples und Keyboards sind uns lieb geworden.
Juma: Was stört euch an deutscher Rockmusik?
Erd: Was ungebrochen zur Tradition der deutschen Rockmusik gehört: Die Musiker singen immer ihre Meinung. Das ist unerträglich. Da gibt es spielerische Ansätze, die uns lieber sind, etwa im Hip-Hop oder in einfachen Balladen.

Ein falsches Lied kam
und einsamer noch als im August,
was ja zum lachen war nachts an der Raststätte Remscheid,
ich und in Trucks sich regenerierendes Personal
und im Dunkeln wie Blüten am Wegesrand ihre Wimpel
hier ging ich.

Mich etwas zu verlustieren,
ging ich spielen, um zu verlieren,
umgekehrt triumphieren ging ich,
ich ging spielen, um zu verlieren.

Die Nacht durchtanzen

House aus dem Ruhrgebiet – das „Duo Lorenzo“ kommt aus Dortmund. Angefangen hat alles mit dem Projekt „Diskokugel Dortmund“. Da haben sich die beiden Talente, Yoshindo und Tim Bernhard, kennen gelernt. Yoshindo hat Musik studiert und in Orchestern mitgespielt. Kein musikalisches Experiment ohne Yoshindo – er schrieb Filmmusik und rockte in einer Punk-Formation. Tim Bernhard ist der perfektionistische Tüftler im Team, der mit Computer und Samplern die Sounds zimmert. Lorenzo spielen relaxte Musik für den Dancefloor. Keine Party ohne Lorenzo!

Flieg mit mir

Die Band „Kungfu“ macht Rock. Erdige Klänge mit kreisenden Gitarren und einem soliden Fundament aus Bass und Schlagzeug. Christian Neander, der bei Kungfu hohen Anteil am Song schreiben hat, war einst bei der Deutschrock-Band Selig die zentrale Figur. Mit „Flieg mit mir“ haben Kungfu allen Snowboard-Fans einen Kultsong beschert: „...worauf ich steh hält mich im Gleichgewicht ... flieg mit mir, aus dir und mir wird wir“. So ist es kein Wunder, dass die Gruppe bei Snowboard-Wettkämpfen aufspielt und begeisterte Fans hinterlässt.

Historische Komödie

Berlin-Ost in den 70-er Jahren: Quer durch die Sonnenallee trennt die Mauer zwei deutsche Staaten voneinander, BRD und DDR. Im Osten lebt der 17-jährige Micha. Er liebt Miriam. Die aber scheint sich mehr für einen gut aussehenden jungen Mann aus dem Westen zu interessieren. Die Love-Story ist nicht die einzige Handlung im Film "Sonnenallee". Die geschickte Mischung aus Komödie, Musical und historisch genauer Milieuschilderung macht den Film zu einem unterhaltsamen und informativen Streifen. Musik spielt dabei eine zentrale Rolle. So ist auch der Soundtrack zur Sonnenallee ein hörenswertes Werk über Musik der 70-er in Ost und West.