JUMA 2/2000

  Die Abenteuer der unglaublichen
Kaminski-Brüder


Die unglaublichen Kaminski-Brüder saßen am Frühstückstisch und hatten ihr Gesicht hinter einer großen Zeitung verborgen. Billi, Bum und Bernhard waren Drillinge und sahen sich ähnlich wie ihre drei Frühstückseier. Plötzlich durchbrach ein Aufschrei die morgendliche Stille. Billi las laut vor: „Hier ein Leserbrief von unserem Zahnarzt Dr. Rothemund: Wir müssen sparen! Alle werden aufgerufen mehr zu sparen. Wir geben zu viel Geld aus,
wir verschwenden zu viel Zeit, wir essen und trinken zu viel und machen zu
viel Quatsch. Wir müssen sparen!“ Billi war ganz aufgeregt, biss hastig in sein Marmeladenbrötchen und schrie weiter mit vollem Mund: „Habt ihr das gelesen, Jungs? Dr. Rothemund hat Recht. Da machen wir doch mit. Wir wollen anderen ein gutes Beispiel sein und fangen an. Wir sparen, wo es geht, und wo es nicht geht, sparen wir erst recht. Die unglaublichen Kaminski-Brüder werden wieder in aller Munde sein.“ Bum war gleich begeistert von der Idee. Bernhard wog noch ab. „Ich spare nicht sehr gerne. Ich habe lieber Geld und gebe es aus. Was machen wir mit unserem Geld, wenn wir es nicht ausgeben dürfen?“ Billi stopfte sich Bums Marmeladenbrot in den Mund und mampfte: „Wir sparen es, du Weichei, außerdem haben wir nicht viel Geld, sondern viele Schulden, und so sollten wir heute anfangen Geld zu sparen, damit wir bald wieder reich sind.“ Bum war begeistert und Bernhard schließlich auch. Billi aß Bernhards Marmeladenbrötchen auf und sagte nach einem langen Rülpser: „Jungs, wir sind uns also einig. Ich warte auf eure unglaublichen Vorschläge!“

Die unglaublichen Kaminski-Brüder sparen beim Zeitungslesen

Bum suchte sein Marmeladenbrötchen, als Bernhard eine Idee hatte: „Wir sparen beim Zeitungslesen.“ Billi war entsetzt: „Das kannst du nicht machen. Wir brauchen doch unsere Zeitungen um uns dahinter zu verstecken. Wir sind doch Drillinge und so ähnlich wie unsere Frühstückseier. Wenn ich dich oder Bum schon am frühen Morgen sehen würde und müsste denken, das wäre ich, dann käme ich ganz schön durcheinander.“ Bum nickte zustimmend und gab Billi sein Frühstücksei. Bernhard maulte: „Lasst mich erst mal ausreden, Jungs. Ich meine, wir lesen alle drei jeden Morgen eine Zeitung. Wir lesen alle drei jeden Morgen sogar die gleiche Zeitung. Das muss nicht sein. Eine Zeitung für alle würde völlig ausreichen. Unsere Zeitung hat einen politischen Teil, einen Sportteil, einen Ortsteil und die Kulturbeilage. Wir könnten also alle drei abwechselnd einen Teil davon lesen und brauchten uns am Morgen nicht zu sehen.“ Bum murmelte ein leises „genial“ und schob sein Frühstücksei von Billi zu Berhard. „Ich habe noch eine bessere Idee“, sagte Bernhard. „Wir bestellen alle unsere Zeitungen ab und gehen zum Zeitunglesen zu unserem Zahnarzt Dr. Rothemund. Der hat doch auch diesen Leserbrief geschrieben und in seinem Wartezimmer Zeitungen ausliegen von gestern und vorgestern. Wir sparen damit das Geld für drei Zeitungen und sind trotzdem auf dem Laufenden.“ Bum murmelte ein „superspitzengenialtolltoll“ und schob sein Frühstücksei von Bernhard wieder zu Billi. Bernhard ließ sein Frühstücksei auch zu seinem unglaublichen Bruder hinüberkullern. „Außerdem“, fuhr er fort, „hätte dies noch den Vorteil, bei plötzlich auftretendem Zahnschmerzen einen Fachmann in der Nähe zu haben.“ Bum und Bernhard waren begeistert, ausgelassen schlugen sie mit dem Messern auf die Frühstücksbrettchen. Billi aß vergnügt seine drei Frühstückseier. Es war soweit: Die unglaublichen Kaminski-Brüder hatten wieder zugeschlagen.

Text: Erwin Grosche; aus: Ich mit dir, du mit mir - Geschwistergeschichten dtv junior