JUMA 1/2006 Seite 29

  Im Nationalpark Eifel

Mit Rangern unterwegs

Interessierten Wanderern erklärt Ranger Ralf Hilgers den Weg durch den Nationalpark
Die Idee stammt aus den USA. Dort wurde 1872 zum ersten Mal eine Naturlandschaft unter Schutz gestellt und der Yellowstone Nationalpark gegründet. Danach entstanden weltweit ähnliche Parke. In Deutschland gibt es heute 15 Nationalparke. Einer davon liegt in der Eifel. Auch hier sind Menschen unterwegs, die in graugrüner Uniform und mit Hut für jeden sofort zu erkennen sind: Ranger!
Zwischen Wildpflanzen vermodert ein umgestürzter Baum. Auf dem verwitterten Stamm wächst Moos, ein Käfer krabbelt hastig darüber. "Was meint ihr, wie viele Tiere profitieren noch von dem Baum?“ Helmut Bergsch schaut in die Runde. Die Jugendlichen heben fragend die Schultern. "Rund tausend verschiedene Arten! Die meisten davon sind Mikroorganismen und Kleintiere. Der Buntspecht pickt sie aus dem Holz. Der Specht wird vielleicht zur Beute des Habichts ... sie alle sind Teile der Nahrungskette, auch dieser abgestorbene Baum.“
Noch vor wenigen Jahren hätte Helmut Bergsch diesen Baum nicht im Wald liegen lassen. Er wäre Wirtschaftlich nutzlos gewesen. Denn morsches Holz lässt sich nicht verkaufen. Das war in Helmut Bergschs "früherem Leben“. Da hatte er als Forstwirt dafür zu sorgen, Schädlinge vom Wald fernzuhalten und totes Holz heraus zu räumen. Dann machte er eine Fortbildung zum Natur- und Landschaftspfleger. Heute ist er einer von 18 Rangern im Nationalpark Eifel, der im Januar 2004 gegründet wurde. Er organisiert Erlebnistage für Kinder und Jugendliche und unternimmt mit Schulklassen Wanderungen durch die Natur.
Auf seiner Tour weist der Ranger auf vieles hin, was sonst leicht übersehen wird. Die Schüler finden es spannend. Aber einen Nationalpark hätten sie sich irgendwie anders vorgestellt, meinen Patricia, 15, und Maya, 16. Offene Wiesen, tosende Bäche, uralte Bäume mit dicken Stämmen. Wildnis eben. Das hier sei doch eigentlich normaler Wald. "Noch befindet sich der Nationalpark in einer Übergangszeit“, erklärt Helmut Bergsch. Rund hundert Jahre wird das dauern. Wirtschaftlicher Nutzen zählt nicht. Aber auch nicht das, was Menschen als schön ansehen. Nicolas, 14, lässt sich ermuntern, sich an einen Baum zu lehnen. Er hält das Ohr dicht an den Stamm gedrückt. Natur mit allen Sinnen erfahren - auch das bieten Nationalparke. Vor allem Städtern, die Ruhe suchen. Andererseits sollen Besucher nicht stören – kein Picknick abseits der Wege machen, nicht im See baden gehen ... Die Schüler sind sich einig: Auch wenn all das noch so verlockend ist - diese Regeln würden sie achten.
Text und Fotos aus: Was werden 5/2005