JUMA 2/2002

 
Retortenband


Kann man eine Erfolg im Popgeschäft planen? Man kann! Eine Fernsehsendung namens "Popstars“ hat es bewiesen. In der Sendung suchte man talentierte Sängerinnen und Tänzerinnen. 5000 Mädchen hatten sich beworben. Fünf von ihnen - Vanessa, Sandy, Lucy, Nadja und Jessica - wurden ausgewählt. Sie sind die Glücklichen, die zur Gruppe "No Angels“ wurden. Von der Wahl über die Proben bis zum ersten Erfolg waren die Kameras dabei. Mit den Songs "Daylight in your eyes“ und "Rivers of joy“ stürmten sie die Hitparaden und gewannen goldene ebenso wie Platin-Schallplatten. Das Leben der fünf Mädchen hat sich seitdem radikal geändert. Anstatt ihren Berufen nachzugehen - Jessica beispielsweise ist Reiseverkehrskauffrau - stehen sie auf der Bühne und im Studio. Kaum einmal werden sie nicht von Fotografen begleitet. Man darf gespannt sein, wie es weitergeht. Denn die nächste Retortenband steht bereits in den Startlöchern.

Weltbürgerin

Geboren ist sie in Berlin und aufgewachsen im Stadtteil Kreuzberg. Für ihren Schulabschluss hat Joy Denalane sehr lange gebraucht. Zumindest war das die Meinung ihrer Eltern. Statt mit 19 machte sie mit 22 Jahren das Abitur. Dafür war Joy umso schneller Sängerin. Mit der Soul- und Reggae-Band "Culture Roots“, startete sie ihre Karriere. Nach verschiedenen Bands und Projekten traf sie auf "Freundeskreis“, zog nach Stuttgart und tourte bald mit der Band durch die Lande. Ihr erstes eigenes Album hat sie teilweise mit Musikern in Südafrika aufgenommen: Von dorther kommt Joys Vater; ihre Mutter ist Deutsche. Der Titel des Albums lautet "Mamani“ - das südafrikanische Wort für Großmutter, Mutter und alle weiblichen Ahnen. Aus der jungen Berlinerin ist eine Weltbürgerin geworden, die sich in Europa und Afrika zu Hause fühlt.

"Momo“ im Kino

In dem Buch von Michael Ende hat sie Millionen Kinder, Jugendliche und Erwachsene in ihren Bann gezogen: Momo, das kleine Mädchen, dass gegen die Grauen Herren kämpft, die uns allen die Zeit stehlen. Aus dem philosophischen Roman haben der italienische Regisseur Enzo D’Alò und der deutsche Produzent Michael Schaack einen Zeichentrickfilm für Kinder gemacht. Leider geht dabei viel von der Tiefe des Buches verloren, und die Figur Momo wirkt kitschig und zu süß. Nur die Musik von Gianna Nannini und die schönen Hintergründe sind wirklich gelungen.

Multitalent



Paule stammt aus einem Dorf in Brandenburg, das nicht allzu weit von Berlin entfernt ist. Bereits mit 17 Jahren zieht sie nach Hamburg, um eine Karriere als Sängerin zu starten. Dort kommt alles anders: Paule schauspielert in kleinen Rollen. Schnell ist sie in Fernsehfilmen zu sehen, etwa im "Tatort“, einer Krimiserie, die Sonn-
tagabends die deutschen Fernsehzu- schauer an den Bildschirm bannt. Dabei hat Paule die Musik nie aus dem Blickwinkel verloren. "Ich schreibe alle meine Texte selbst“, sagt sie, "und es sind auch meine Geschichten, die ich erzähle. In der Musik bin ich 100-prozentig ich.“
Seelenverwandtschaft

Die Stimme von Cassandra Steen ist kraftvoll, voller Soul und zugleich samtweich - das Markenzeichen der Gruppe "Glashaus“. Die 22-jährige Sängerin ist in Stuttgart aufgewachsen. Als kleines Mädchen singt sie Lieder von Whitney Houston und Michael Jackson auswendig. In Stuttgart trifft bekanntlich jeder einmal auf die Gruppe "Freundeskreis“, so auch Cassandra. Das Ergebnis: Auf dem Freundeskreis-Album "Quadratur des Kreises“ ist sie in zwei Songs zu hören. Zusammen mit Moses Pelham und Martin Haas vom Frankfurter "Rödelheim Hartreim Projekt“ widmet sie sich dann ihrer Gruppe "Glashaus“. Cassandra, Moses und Martin fühlen eine Seelenverwandtschaft, die sich in sanfter, gefühlvoller Musik ausdrückt. In den Texten, die Moses schreibt, geht es meistens um Gefühle und Liebe.

"Trost“ von Glashaus

Von Gefühlen getrieben,
die sonst keiner hat,
ist es schwierig zu lieben,
das dünne Eis ist auch glatt,
ich kenn’ diese Stelle,
ich war da selbst schon,
du siehst deine Felle,
doch sie schwimmen davon,
vielleicht hilft es ein bisschen,
dort wo du gerade bist,
zu hören und zu wissen,
dass ich weiß wie es ist,
ich spreche von Herzen,
glaub mir ich seh’
das Leid und die Schmerzen.
Schwestern

Sisters Keepers heißt ein Projekt, in dem sich acht afrodeutsche Sängerinnen und Rapperinnen zusammengefunden haben. Es sind Kaye und Tesireé von Bantu Camp, Mamadee und Nadja von den No Angels, Ayo, Pat, Lisa und Meli von Skillz en Masse. In ihrem Lied wollen sie dem Rassismus Einhalt gebieten: "Keiner gleicht dem andern“ singen sie und vertrauen mit der Aufforderung "listen to your heart“ auf die Kraft der Liebe